Rettung in letzter Minute
Kim Berenice GeserEs sind gute Neuigkeiten für den Wirtschaftsstandort Arbon. Die Schweizer Stahlküchen aus dem Hause Forster wird es auch weiterhin geben. Das Bezirksgericht Arbon hat Ende letzter Woche das Sanierungskonzept der von ihr eingesetzten Sachwalterin, der Anwaltskanzlei Wicki Partners AG aus Zürich, bewilligt. Dieses sieht vor, dass die «Forster Swiss Home» ab 1. Juli in eine Auffanggesellschaft übergeht, welche vorerst unter der alleinigen Verantwortung des bisherigen Aktionärs und Verwaltungsratsmitglieds der «Forster Swiss Home», Giovanni Cerfeda, steht. Im Sinne der Kontinuität der Geschäftstätigkeit sollen später «nahestehende Investoren» beigezogen werden. Die alte Garde spielt in diesem neuen Szenario keine Rolle mehr. Sowohl Verwaltungsratspräsident Max Müller wie auch Verwaltungsrätin und Finanzchefin Ipek Demirtas werden nicht Teil der neuen «Forster»-Firma sein, deren Namen Anfang Juli bekannt gegeben wird. «Der bisherige CEO Andreas Sandmann wird noch bis Ende Juli den Betriebsübergang auf Seiten des Sachwalters begleiten», teilt der mandatsleitende Rechtsanwalt Balthasar Wicki anlässlich eines Mediengesprächs zur Bekanntgabe des Sanierungskonzeptes mit.
Viel zu spät reagiert
Damit ist Giovanni Cerfedas Strategie aufgegangen. Das bisherige Verwaltungsratsmitglied des illiquiden Arboner Küchenbauers hatte die Nachlassstundung forciert und den Abgang des Führungstrios gefordert. Dies obwohl Cerfeda laut eigenen Aussagen mehrere Millionen Franken an Darlehen in die Firma gesteckt hatte. «Ich wusste, mit der Nachlassstundung kann ich diese abschreiben.» Er habe den Schritt jedoch nicht für sich, sondern für die Firma gemacht, um dieser einen Neuanfang zu ermöglichen. «Ich bin seit 45 Jahren treuster Kunde. Als Architekt und Generalunternehmer habe ich nie eine andere Küche verbaut.» So sei er vor sieben Jahren auch zu «Forster» gestossen.

Dass der 70-Jährige damit eine Mitschuld an der Finanzmisere trägt, streitet er ab. «Ich habe stets bedingungslos Geld in die Firma eingeschossen.» Seinen Fehler sieht er darin, die Sanierung nicht früher provoziert zu haben. Wie hoch die Verschuldung der «Forster Swiss Home» tatsächlich ist, dazu geben weder Cerfeda noch Wicki Auskunft. Letzterer sagt jedoch, ihm sei die Kinnlade heruntergefallen, als er die Zahlen das erste Mal gesehen habe. «Der Verwaltungsrat hätte schon lange seinen Verpflichtungen nachkommen und die richtigen Massnahmen ergreifen müssen.» Diese wären die Einleitung der Nachlassstundung gewesen. Er beobachte allerdings immer wieder, dass Verwaltungsräte in Krisen zu spät reagieren. Für Wicki ist die jetzt vorliegende Lösung deshalb die beste, die unter den gegebenen Umständen realisiert werden konnte und zu einer deutlichen Entlastung der Schuldenlast führt.
Arbon bleibt man treu
Nebst Cerfedas Angebot lag dem Sachwalter noch ein zweites vor. Der Entscheid sei auf den bisherigen Aktionär gefallen, weil dieser einerseits mit dem Betrieb vertraut sei und andererseits teilweise alte Verbindlichkeiten – vor allem seine eigenen – sowie einen Grossteil der Mitarbeitenden übernehme – die Rede ist von drei Viertel der aktuell circa 120 Angestellten. Alle übrigen Verbindlichkeiten werden nicht auf die neue Gesellschaft übertragen. Die Sachwalter werden in den kommenden Wochen und Monaten prüfen, welche Aktiven noch in der alten Firma vorhanden sind. Diese werden dann entsprechend der Gläubigerrangordnung verteilt. Wicki führt jedoch an: «Als Drittklassegläubiger der Forster Swiss Home AG würde ich nicht mehr mit einer sehr grossen Dividende rechnen.» Und dies sei freundlich ausgedrückt. Für Forderungen seitens der Lieferanten sieht es also schlecht aus. Mehr Hoffnung kann sich die Arbeitslosenkasse machen, welche die April- und Mai-Löhne vorgeschossen hat und somit zu den Gläubigern erster Klasse gehört. Dem Standort Arbon bleibt man treu, versichert Cerfeda. Auch die Showrooms sollen mehrheitlich erhalten bleiben. Einzelne Schliessungen seien, so Cerfeda, aber nicht ausgeschlossen. Dies gälte es nun im Zuge einer umfassenden Betriebsanalyse zu evaluieren. Mit dem Produkt will der neue «Küchenchef» zurück zum Ursprung und das Produkt in den Fokus setzen. Dieses soll jedoch weiterentwickelt werden, um am Markt wieder moderner daherzukommen. Erste Prototypen hat Cerfeda mit seinem Team bereits vor der Krise entwickelt. Abschliessend hält Balthasar Wicki fest: «Herr Cerfeda hat nun die Chance neu anzufangen und darf die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.»