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Heidi Weh will mit ihrer Kunst und ihrem Verkaufsladen die Welt ein bisschen bunter machen.

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Sie malt sich die Welt ein bisschen bunter

Ihre Postkarten finden sich längst in Läden von hier bis Nyon. Doch dass sie eines Tages von ihrer Kunst wird leben können, war für Heidi Weh lange Zeit nur ein Traum. 

Kim Berenice Geser

«Die musischen Fächer waren schon immer meine liebsten», erinnert sich Heidi Weh. Sie sitzt an ihrem alten Holztisch im hinteren Bereich ihres Ladens «Freude schenken» in der Arboner Altstadt – einem Ort, an dem die Kreativität fast greifbar ist. Hier erschafft Weh ihre bunten, fantasievollen und witzigen Sujets für ihre Eigenprodukte wie die weitum bekannten Postkarten, die Zahn- und Pflasterböxli oder die Musikdosen. Alles Produkte, die sie auf Wunsch auch individuell gestaltet. «Ich habe heute meinen ganz eigenen Stil, der einen hohen Wiedererkennungseffekt hat», sagt die Künstlerin. Dass dem mal so sein würde, hätte sie bei ihren ersten Gehversuchen in diesem Metier nicht gedacht. Denn obwohl Kreativität schon immer einen hohen Stellenwert für sie hatte, hat es seine Zeit gedauert, bis sie sich ihr wirklich verschrieb. 

Verbogene Karten verkaufen sich

Die heute 55-Jährige ist ursprünglich gelernte Pflegefachfrau. Ihre ersten Karten – damals noch alles Unikate – verkaufte sie am ersten Weihnachtsmarkt, an dem die Frauenwerkstatt Arbon teilnahm, zu deren Mitgründerinnen sie gehört. «Das Wetter war furchtbar, es war nass und kalt und alle Karten deshalb völlig verbogen», erzählt sie schmunzelnd. Dennoch seien sie am Ende des Tages restlos ausverkauft gewesen. Für sie war es der Startschuss für ein neues Kapitel in ihrem Leben.

Heidi Weh will mit ihrer Kunst und ihrem Verkaufsladen die Welt ein bisschen bunter machen.
Heidi Weh will mit ihrer Kunst und ihrem Verkaufsladen die Welt ein bisschen bunter machen.
© Kim Berenice Geser

Sie begann an ihrer Technik zu feilen, nahm an weiteren Märkten und Messen teil, gestaltete Karten für Hochzeiten, Geburtstage, (Firmen-)Jubiläen, malte Wandgemälde und baute sich so nach und nach einen Kundenstamm auf und ihr Können aus. «Ich hatte das Glück, dass ich bei allem, was ich machte, immer sofort Aufträge erhielt.» Bald wurde der Platz zu Hause zu knapp, weshalb sie 2010 ein kleines Atelier in den Räumen des ehemaligen Schuhmachers an der Hauptstrasse mietete. «Das hat mich viel Mut gekostet.» Weil das Atelier auch über ein Schaufenster und einen kleinen Verkaufsraum verfügte, dauerte es nicht lange, bis ein kleiner Laden dazukam. «Das war so nicht geplant, hat mir aber unglaublichen Spass gemacht», erinnert sich Weh, die damals noch nicht wusste, dass sie damit den Grundstein für etwas noch Grösseres legte.

Raum für das Schöne im Leben

In den folgenden Jahren nahm das kreative Schaffen immer mehr Raum in ihrem Leben ein und der Wunsch, aus dem Pflegealltag auszusteigen wurde grösser. Ende 2020 setzte Heidi Weh deshalb alles auf eine Karte: Sie kündigte ihren Job im Spital und machte sich «zu 150 Prozent» selbstständig. Ein Jahr davor war sie bereits mit ihrem Geschäft in die heutigen Räumlichkeiten am Fischmarktplatz gezogen, wo sie in gewisser Weise die Tradition des Spielwarengeschäfts von Frau Büchler fortsetzt. Im Sortiment hat sie nebst den Eigenprodukten auch Bilderbücher, Plüschfreunde und Spielsachen für Kinder bis zum Grundschulalter sowie ausgesuchte Geschenkartikel für Erwachsene. «Ich lebe hier meinen Traum», sagt Weh im Wissen darum, dass dies auch seinen Preis hat. Die Konkurrenz mit dem Onlinehandel wird immer grösser. Sorgen macht sie sich dennoch keine um ihre Existenz. «Der Mensch sucht nach wie vor nach hochwertigen Produkten, direkten Begegnungen, schönen Räumen und dem haptischen Erleben.» All dies findet man im liebevoll gestalteten Verkaufsraum von «Freude schenken». Sie ist sich sicher: «Die Energie, die dahinter steckt, wird wahrgenommen und geschätzt.»

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