Standortsuche fruchtet nicht
Kim Berenice GeserSie liegt unscheinbar am Rande der St. Gallerstrasse: die Firma Kaiser Garten- und Landschaftsbau AG. Von der Strasse aus lässt sich das weitläufige Areal kaum erahnen. Ebenso wenig gibt das Firmenschild am Eingang des Geländes etwas von der Geschichtsträchtigkeit des Unternehmens preis, das seit über hundert Jahren an diesem Standort in Arbon zuhause ist und heute in der vierten Generation von Jeremy Kaiser geführt wird. Fest verwurzelt gehört der Gartenbau-Betrieb hier zum Stadtbild. Doch wie so vielerorts in Arbon wird sich auch dieses Quartier in den kommenden Jahren wandeln. Die Weichen dafür sind bereits gestellt.
Galgenfrist für den Kaiser
Am Mittwoch, 18. September, informiert die Stadt Arbon die Bevölkerung über den neuen Gestaltungsplan Kaisergarten. Dieser deckt auf eine Fläche von rund 25 000 Quadratmeter den Planungsperimeter zwischen der St. Galler- und der Brühlstrasse beziehungsweise der Sonnenhügel- und der Pestalozzistrasse ab. Die Details des Gestaltungsplans veröffentlicht die Stadt erst nächste Woche. Zum jetzigen Zeitpunkt ist einzig bekannt, dass eine Mischung von Bestandesbauten und baulichen Neuentwicklungen sowie zwei öffentlich zugängliche Fusswege entstehen sollen.
Besagte Neuentwicklungen werden voraussichtlich vor allem auf dem Areal der heutigen Gärtnerei verwirklicht. Denn die Kaiser Garten- und Landschaftsbau AG hat dieses Grundstück im Herbst 2022 an die Spida Personalvorsorgestiftung mit Sitz in Zürich verkauft. Damals legte man den Wegzug der Firma auf Juni 2024 fest. Ein Datum, das Kaiser zum Verhängnis geworden wäre, hätte die neue Grundeigentümerin daran festgehalten. Denn bis heute hat das Unternehmen trotz intensiver Suche noch keinen neuen Standort. Dafür aber eine Galgenfrist: Aufgrund des derzeit noch mangelnden gültigen Gestaltungsplans wird die Grundeigentümerin in naher Zukunft keine Projekte anstossen. Bis ein solcher in Kraft tritt, bleiben gut und gerne noch zwei Jahre, startet doch am Mittwoch erst das Mitwirkungsverfahren.
Bauland ist Mangelware
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das weiss auch Jeremy Kaiser, der in den vergangenen Jahren schon alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt hat, auf der Suche nach einem neuen Heim für seinen Betrieb. «Aber es ist nicht ganz einfach, für eine Firma wie unsere einen geeigneten Platz zu finden», erklärt er. Dabei würde an einem neuen Standort sogar weniger Platz benötigt als bisher. «Wir rechnen mit 1500 bis 2000 Quadratmetern, heute haben wir rund 5000.» Der Grund dafür ist, dass der historisch gewachsene Betrieb heute ungünstig aufgeteilt ist. Bei einem Neuanfang liesse sich das mit einer optimalen Raumplanung beheben und so platzsparender bauen.
Doch Bauland ist in Arbon rar. Freie Flächen von der benötigten Grössenordnung gibt es unter anderem noch im «Rietli» oder auf der Strausswiese, welche die Stadt erwerben will. Und tatsächlich: «Wir haben ein Konzept für einen Standort im ‹Rietli› ausgearbeitet», so Kaiser. Damit stiess man bei der Stadt jedoch nicht auf fruchtbaren Boden. Im «Rietli», wo dereinst die «Spange Süd» entstehen soll, ist ohne die revidierte Ortsplanung die nötige Zone nicht gegeben, ebenso wenig die Erschliessung. Und wie Stadtpräsident René Walther auf Anfrage mitteilt, eignet sich auch die Strausswiese nicht. Dies nicht nur, weil der Kauf noch nicht über die Bühne ging, sondern auch, weil es noch kein Gesamtprojekt für diesen Standort gibt. «Sowohl im ‹Rietli› als auch auf der Strausswiese wird die Planung noch längere Zeit in Anspruch nehmen, womit Jeremy Kaisers Problem kurzfristig nicht gelöst ist», so Walther. «Wir machen unser Möglichstes, um Firmen hier zu halten. Aber Wunder vollbringen können wir nicht.»
Mit Blick in die Zukunft
Für Kaiser ein schwacher Trost. «Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu suchen.» Notfalls auch ausserhalb Arbons. All das wäre ohne den Landverkauf jedoch gar kein Thema. Bereut Kaiser diesen also? Nein, kommt die prompte Antwort. Das sei ein familieninterner Entscheid gewesen und der jetzige Standort eben auch nicht mehr zeitgemäss. Und genau das will «Kaiser» heute sein. «Wir wurden diesen Sommer als Bio Terra Fachbetrieb zertifiziert und wollen uns künftig noch stärker auf nachhaltigen Gartenbau spezialisieren.» Den Kopf in den Sand stecken, wird er also nicht. «Wir werden eine Lösung finden.»