Tee und Influencer-Kaugummi
Laura Gansner«Grüss deinen Vater von mir, ach und, bestellst du mir gleich zwei grosse Packungen von dieser Tee-Sorte mit beim nächsten Mal?», fragt eine Kundin an der Kasse des Optima Supermarkts den jungen Mann hinter dem Tresen. Seit drei Wochen steht er da fast jeden Tag, denn Ende August öffnete das Geschäft an der Bahnhofstrasse 30 seine Türen zum ersten Mal. «Wir wollten den Besucherstrom des SummerDays Festivals nicht ungenutzt verstreichen lassen», erinnert sich Kamberi. «Wir», das sind Kamberi selbst und sein Vater Fadilj Kamberi aus Frasnacht, der die Geschäftsführung des Supermarkts innehat. Doch für das Tagesgeschäft ist hauptsächlich Sohn Arlind Kamberi verantwortlich. Obwohl er beruflich bis anhin nichts mit dem direkten Verkauf am Hut hatte.
Von der Logistik in den Detailhandel
Diesen Sommer hat Arlind Kamberi, 18 Jahre alt, die Lehre als Logistiker EFZ abgeschlossen. Dass er jetzt nicht in einem Warenlager, sondern grossmehrheitlich im Laden steht, entspringe einem Familientraum, so Arlind Kamberi: «Wir hatten schon lange den Wunsch nach einem eigenen Laden.» Auf Nachfrage führt Vater Fadilj Kamberi aus, dass sein Sohn den Anstoss gegeben hatte für die Realisierung dieses Traums: «Wir haben die leere Ladenfläche an der Bahnhofstrasse gesehen und Arlind hat dann gemeint, dass dies doch optimal wäre für ein Geschäft, wie wir es uns vorstellen.»
Der Lehrabschluss des Sohnes markierte den idealen Zeitpunkt, diese Idee umzusetzen. Während Fadilj Kamberi die Tätigkeit als Geschäftsführung neben seinem Anstellungsverhältnis ausübt, arbeitet Arlind Kamberi seit der Eröffnung des Ladens ausschliesslich bei ihrem Familiengeschäft Optima Supermarkt. «Meine Tage sehen hier natürlich anders aus, als noch als Logistiker», erklärt Arlind Kamberi. Jeden Morgen öffnet er das Geschäft um 9 Uhr und ist für die Ladenführung verantwortlich, bis Fadilj Kamberi ihn gegen 18 Uhr ablöst, um noch die letzten zwei Stunden zu übernehmen. «Die Sonntage teilen wir uns auf.» Denn: Optima Supermarkt hat sieben Tage in der Woche geöffnet. Ein Arbeitsaufwand, den Kamberi nicht scheut. Denn hinter dem Traum des eigenen Geschäfts steckt für ihn eine weittragende Zukunftsvorstellung.
Mehr als ein Familientraum
«Meine grösste Motivation ist die Aussicht, dass meine Eltern einmal nicht mehr so viel schuften müssen und im Alter abgesichert sind», erläutert Arlind Kamberi seine Motivation für die Übernahme von Verantwortung im Familienunternehmen. Die Eltern sind es auch, die Kamberi in die Arbeit im Detailhandel einführen, denn sie bringen beide langjährige Erfahrung im Verkauf mit. Bei den Geschäftsführungstätigkeiten schaut Kamberi dem Vater bereits über die Schultern und unterstützt ihn, wo immer möglich – in der Absicht, dass dieser die damit einhergehenden Entscheidungen einst selbst treffen wird. Zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Lieferanten und Vertretern, die sie mit Produkten versorgen. Viele davon kommen aus der Balkanregion. Darunter mischen sich Lebensmittel, die auch in anderen Supermärkten zu finden sind, und solche, die ansonsten nur im Ausland erhältlich sind. «Diese Woche haben wir Kaugummi von Pietro Lombardi neu ins Sortiment aufgenommen.» Das Ziel ist es, damit auch eine junge Käuferschaft anzusprechen, die auf Produkte von Stars und Sternchen – heute am meisten wohl Influencer – anspringen. Ob dies gelingt, oder ob der Optima Supermarkt vielleicht vor allem von jenen Kundinnen und Kunden lebt, die ihre Tee-Bestellung direkt beim Verkäufer aufgeben können, weiss nur die Zukunft.