Wechsel nach 31 Jahren
Kim Berenice GeserAb dem 1. September übernimmt Urs Lichtensteiger, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei-Kette, den Arboner Betrieb der Bäckerei Beerle. Die übrigen drei Standorte in Goldach und Rorschach folgen im November. «Ich habe über fünf Jahre nach einer geeigneten Nachfolge gesucht», erzählt Hanspeter Beerle. Aber die Suche gestaltete sich zäh, Covid funkte dazwischen und geeignete Kandidaten blieben aus. «Ich arbeite bereits seit zwei Jahren über die Pensionierung hinaus», verrät Beerle. Er hatte 1980 den Familienbetrieb übernommen. Zwölf Jahre später folgte die Übernahme des Arboner Geschäfts von Ernst Meyer. Der Beruf mache ihm immer noch Spass. Derzeit stehe er sogar wieder in der Backstube, weil er nicht genügend Personal in der Produktion habe. Doch die Verantwortung, die wolle er nicht mehr tragen, gibt Beerle offen zu. Er sei deshalb froh, mit Urs Lichtensteiger jemand innovatives und junges gefunden zu haben, der seine vier Standorte übernimmt. Beerle erinnert sich: «Als ich Urs vor Jahren zum ersten Mal traf, sagte er mir damals schon: Irgendwann habe ich 14 Standorte.» Damals habe er darüber nur schmunzelnd den Kopf geschüttelt. Heute trägt Beerle einen bedeutenden Beitrag zu dieser Wunscherfüllung bei. Ein Wermutstropfen bleibt dem Bäckermeister trotz reibungsloser Vertragsverhandlungen jedoch: «Meine Wunschlösung wäre gewesen, den gesamten Betrieb inklusive Produktion zu übergeben.» Doch diese ist in der Lichtensteiger AG Bäckerei in St. Gallen zentralisiert.
Sprung von 9 auf 13 Filialen
«Wir führen aktuell mit allen rund 40 Mitarbeitenden der Bäckerei Beerle Gespräche», gibt Urs Lichtensteiger Auskunft. Sei man voneinander begeistert und stimme die Philosophie überein, übernehme man so viele Angestellte wie möglich. Dies sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. Auf die Frage, was denn seine Philosophie sei, antwortet Lichtensteiger: «Wir legen Wert auf traditionelles Handwerk und Produkte aus der Region.» Und dies ungeachtet der Unternehmensgrösse, die mit der Übernahme der Beerle-Betriebe von 9 auf 13 Standorte beachtlich anwächst. «Wir machen beispielsweise unsere Rezepte von Grund auf selbst, produzieren langgeführte Teige und drei Sorten Sauerteige.» Man sieht dem gelernten Bäcker/Konditor beim Erzählen die Leidenschaft für seine Produkte und sein Handwerk an. «Es ist der schönste Beruf der Welt», ist er sicher.
Konkurrenz befruchtet
Mit dem Wechsel von Beerle auf Lichtensteiger ändert natürlich auch das Sortiment. Am neuen Arboner Standort wird es nebst den hauseigenen Brotkreationen, Backwaren, Salaten und Sandwiches auch eine Frischetheke mit Käse, Fleisch und Milchprodukten aus der Region geben. Die Teiglinge werden aus St. Gallen angeliefert und vor Ort im neuen Ofen ausgebacken. Die Öffnungszeiten seines Vorgängers von Montag bis Sonntag behält Lichtensteiger bei. Rund 100 000 Franken investiert der neue Besitzer in die Aufwertung des Arboner Ladenlokals. «Wir sind gekommen, um zu bleiben», hält Lichtensteiger fest. Der Standort an der St. Gallerstrasse sei optimal, nicht zuletzt wegen der Parkiermöglichkeiten direkt vor der Haustür. Längerfristig plant er auch seine 14. Filiale in Arbon zu eröffnen. «Aber jetzt müssen wir erst einmal diesen Wachstumsschritt verdauen.» Als Konkurrenz für die Bäckereien im Umkreis sieht sich Lichtensteiger nicht. «Starkes Gewerbe zieht starkes Gewerbe an», konstatiert er und fügt schmunzelnd an: «Je mehr Bäcker es gibt, umso besser für die Kundschaft.»