Weg von der Wegwerfgesellschaft
Laura Gansner«Das kann man nicht mehr reparieren», sei oft die einzige Antwort, welche Kundinnen und Kunden erhalten, wenn sie ihre kaputten Elektro-Geräte zur Reparatur in die Fachgeschäfte zurückbringen, erzählt Daniel Stillhard. Der gelernte Elektroniker und Informatiker beweist mit dem von ihm initiierten Repair Café in Arbon das Gegenteil. Pro Event flicken bis zu neun ehrenamtliche Fachexperten zwischen 60 und 70 Prozent der mitgebrachten Gegenstände wie Cumputer, Drucker oder Haushaltsgeräte von bis zu 60 Besuchenden. «Grenzen gibt es fast keine, solange man das Ganze mit ein wenig Fantasie angeht», lacht Stillhard. Nur wenn Geräte bereits zu verrostet sind, ein nicht-messbares Einzelteil defekt ist oder keine Ersatzteile mehr beschafft werden können, müssen sich die Reparateurinnen und Reparateure geschlagen geben. Stillhard fällt dabei immer wieder auf, dass gerade neuere Geräte tendenziell billig produziert sind: «Wenn man einmal dahinter sieht, denkt man oft, das hätte jetzt auch besser konstruiert werden können.» Genau an diesem Punkt setzt eine parlamentarische Initiative im Nationalrat an.
Reparatur in der Hauptrolle
Unter dem Titel «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» beantragte die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie bereits vor drei Jahren eine Änderung des Umweltschutzgesetzes. «Der Bundesrat soll Anforderungen an die Lebensdauer eines Produkts festlegen können, etwa Verwertbarkeit, Reparierbarkeit oder Vorhandensein von Ersatzteilen», ist in einem Bericht zur Debatte in der diesjährigen Sondersession des Nationalrats zu lesen. Damit kommt der Reparatur eine tragende Rolle in der Stärkung der Kreislaufwirtschaft zu. Verhandelt wird das Geschäft voraussichtlich erst in der Sommersession 2024 des Nationalrates. «Für die Wirtschaft ist die Reparatur natürlich nicht attraktiv, für die Umwelt hingegen sehr», weiss Daniel Stillhard. Oft sei den Konsumentinnen und Konsumenten aber gar nicht bewusst, was man alles reparieren könne. «Deshalb ist es uns wichtig, dass die Kundschaft bei den Reparaturen dabei ist», erklärt er. Damit könne die Machbarkeit aufgezeigt und ein besseres Verständnis für die Reparatur gefördert werden. «Es ist auch schon vorgekommen, dass eine Kundin dann gleich selbst an ihrem Gerät löten wollte.» Aktuell würde ihre Kundschaft mehrheitlich aus Besuchern über 60 bestehen, da diese noch eine andere Einstellung zum Wegwerfen hätten, meint Stillhard. «Für sie ist klar, dass man wenigstens alles versucht um das defekte Gerät zu retten.» Um auch die jüngeren Generationen abzuholen, seien bereits Ideen wie Informationstage an Schulen vorhanden. «Wenn sich etwas verändern soll, dann müssen wir bei der Förderung des Umwelt-Bewusstseins ansetzen – je früher, desto besser.»