Wiege der Naturheilkunde
Kim Berenice Geser«PhytoValley Switzerland», also Pflanzental Schweiz nennt sich der neu gegründete Verein. Ein Begriff, der in der Branche schon seit Jahren kursiert und sinnbildlich für die hohe Dichte an Unternehmen entlang des Bodensees steht, welche sich auf die Produktion von Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika aus natürlichen Inhaltsstoffen spezialisiert haben. Allein im Oberthurgau sind es deren vier: «Alpinamed» aus Freidorf, «A. Vogel» aus Roggwil, «Ceres Heilmittel» aus Kesswil und «Max Zeller Söhne» aus Romanshorn. Gemeinsam mit den Firmen «Hepart» (Kreuzlingen), «Joga Med» (Altnau), «Rausch» (Kreuzlingen) und «Regena» (Tägerwilen) bilden sie die Gründungsmitglieder des «PhytoValley Switzerland». Das Ziel: Synergien zwischen den verschiedenen Unternehmen zu nutzen und durch Austausch von Wissen, Ressourcen und Ideen den Phyto-Standort Thurgau voranzubringen. «Gespräche zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der Phyto-Firmen im Kanton Thurgau finden bereits seit über zehn Jahren statt», erläutert Cécile Mandefield den Ursprung der wegweisenden Vereinsgründung. Die Geschäftsführerin der Regena AG präsidiert den neuen Verein. «Dank diesem jahrelangen Austausch wuchs das gegenseitige Vertrauen.» Ein massgeblicher Faktor für den Schulterschluss der acht Firmen. «Denn natürlich stehen wir auch in einem gewissen Konkurrenzverhältnis zueinander», führt sie aus. Doch man teile sich eben nicht nur die Kundschaft, sondern auch die Herausforderungen. Und diese wolle man künftig gemeinsam angehen.
Gemeinsam aus- und weiterbilden
Dass aus einem losen Netzwerk nach über zehn Jahren ein verbindlicher Verein wurde, ist dem Gemeinschaftswillen der acht beteiligten Unternehmenden und der aktiven Begleitung der kantonalen Innovationsförderung unter dem Dach des Thurgauer Technologieforums zu verdanken. Mandefield: «Wir haben unter uns einen gemeinsamen Verhaltenskodex erarbeiten und in geführten Workshops, vier konkrete Handlungsfelder ausgearbeitet.» Dazu gehören das gemeinsame Engagement für die Aus- und Weiterbildung von
Fachkräften, die Kooperation zur Förderung der Kompetenzregion Naturmedizin Bodensee, die gemeinsame Imagepflege und die Innovation. So sind unter anderem firmenübergreifende Ausbildungsprogramme angedacht. «Der Fachkräftemangel betrifft auch unsere Branche stark. Wir wollen deshalb nicht nur geeignetes Personal gewinnen, sondern dieses mit einer unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit auch in der Region halten.» Weitere konkrete Projektideen sind die Entwicklung eines «PhytoValley»-Weiterbildungsprogrammes für Kunden wie Drogerien und Apotheken, die Kooperation mit lokalen Dienstleistern sowie die Entwicklung einer gemeinsamen Produktlinie.
Geschäftsstelle in Arbon
Die Finanzierung der geplanten Projekte soll zu jeweils einem Drittel von Bund, Kanton und Verein getragen werden. Ein Antrag auf entsprechende Fördergelder aus dem Programm «Neue Regionalpolitik» (ERP) des Bundes ist derzeit in Arbeit. Für die Projektarbeit und -betreuung richtet der Verein eine Geschäftsstelle ein, welche sich dieser mit dem Verein ZIKpunkt teilt und die folglich auf dem Arboner ZIK-Areal angesiedelt wird. Die künftige Stelleninhaberin Sarah Frey wird ab Oktober in einem 40 Prozent-Pensum für «PhytoValley Switzerland» tätig sein. Cécile Mandefield konstatiert: «Wir sind hier in der Wiege der Naturheilkunde, das wollen wir wirkungsvoll mit vereinten Kräften nach aussen tragen.»