«Wir haben keinen Druck ausgeübt»
Kim Berenice GeserWas beabsichtigte die HRS mit der Schliessung des Hotel Metropols? Sollte die Bevölkerung einfach mürbe gemacht werden, um dann dem «Riva» zuzustimmen? Man hätte das Hotel ja auch weiter betreiben können, bis zu einem bewilligten Nachfolgeprojekt.
Michael Breitenmoser: Nach der Schliessung des «Metropols» durch die Migros eröffnete die HRS das Hotel bekanntlich wieder. Aufgrund der veralteten und teilweise maroden Infrastruktur wurde es allerdings von Jahr zu Jahr schwieriger, den Betrieb, ohne aufwendige Sanierungen ordnungskonform aufrecht zu erhalten.
Laut IG SoH habe der Stadtrat und die HRS wiederholt betont, die 50 Zimmer im Metropol könnten nicht rentabel geführt werden. Warum soll dies bei den neuen Hotelzimmern nun doch der Fall sein?
Die Hotelzimmer werden aller Voraussicht nach durch die B-Smart Gruppe bewirtschaftet, die in den nächsten Wochen das Hotel im «Saurer WerkZwei» eröffnet. So können wertvolle Synergien im Gastronomiebereich genutzt, unterschiedliche Kundenbedürfnisse erfüllt sowie effiziente Abläufe ermöglicht werden.
In welcher Preisklasse werden sich die 25 Hotelzimmer dereinst bewegen? Wird sich diese der Otto-Normalverbraucher leisten können?
Die Zimmer sollen eine qualitative Ergänzung zum Angebot des B-Smart-Hotels «hinter den Geleisen» bieten. So, dass beispielsweise beim SummerDays Festival nicht nur St. Galler Hotels in Frage kommen.
Das heisst, es ist mit hochpreisigen Zimmern zu rechnen?
Das entscheidet letztlich der Hotelier. Wir gehen heute von einem qualitativ hohen Standort aus. Welchen Preis der Betreiber verlangen wird, obliegt allein seiner Marktanalyse.
Und wie sieht es aus mit den Preisen für die 63 Eigentumswohnungen: Sind diese Wohnungen nur für Superreiche gedacht?
Die Wohnungen werden aufgrund der Lage, der Sicht sowie der besonderen Qualität zweifelsohne in einer gehobeneren Preisklasse sein. Wir haben bekanntlich weit über 1000 Interessentinnen und Interessenten.
Auch beim Restaurant stellt sich die Preisfrage. Laut HRS-PR soll es ein Treffpunkt für Junge werden. Können sich diese das angedachte Angebot überhaupt leisten?
Klar, selbstverständlich! Es ist angedacht, dass die Gesamtwerk AG, die heute schon die «Veranda», das «Presswerk» und weitere Gastronomien am Bodensee betreibt, vor Ort zuständig ist. Ihr Erfolg zeigt, dass sie Kundenwünsche von Jung und Alt sehr genau einschätzen kann.
Die IG SoH spricht von zwei Beton-Türmen am Seeufer. Am 18. Juni wird aber erst über den Gestaltungsplan Riva abgestimmt. Die materielle Ausgestaltung der Türme würde erst mit dem Baugesuch erfolgen. Erhält Arbon bei einem Ja die im Gestaltungsplan abgebildeten Türme aus Beton und Glas oder eine Alternative?
Das Projekt, das als Grundlage für den Gestaltungsplan ausgearbeitet wurde, ist mittlerweile zehn Jahre alt. Es wird selbstredend nach einem Ja des Stimmvolks architektonisch, gestalterisch sowie von der Materialisierung und der Nachhaltigkeit her gezielt weiterentwickelt. Hierzu gehört auch die Fassade.
Können Sie das noch präzisieren: Was dürfen die Arbonerinnen und Arboner also von der Fassade erwarten?
Dass dieses Thema nochmals vorbehaltlos angeschaut wird. Selbst eine Holzfassade wäre heutzutage konstruktiv möglich.
Wie viel hat die HRS wirklich für das Metropol-Areal bezahlt?
Aus vertraglichen Gründen können wir keine Auskünfte geben. Dies wurde mit der Migros damals so vereinbart. Und daran halten wir uns.
Hermann Hess sagte im felix-Interview vom 31. Mai 2019: «Wir haben es [das Metropol] nicht bekommen. Unserem Preisgebot von 700 Franken pro Quadratmeter stand das HRS-Gebot von gegen 3000 Franken gegenüber. Dies ist nur sinnvoll, wenn man viele Eigentumswohnungen baut.» Brummt die HRS Arbon also zwei Wohntürme auf – kaschiert mit Hotelzimmern, Bar und Restaurant – weil sie sich in der Investitionssumme verschätzt hat?
Wir haben juriert, entwickelt und geplant, was die Stadt ehemals forderte. Eine Überbauung mit öffentlicher Nutzung, namentlich mit Restaurant, Gartenterrasse, Bar, Saal und Hotelzimmern. Im Sinne der Finanzierung dieses öffentlichen Angebots an dieser einmaligen Lage wurden Eigentumswohnungen vorgesehen. So, dass es ein Projekt für alle in Arbon wird.
Die Finanzierung funktioniert aber scheinbar nur mit 63 Wohnungen und einer Höhe von 43 Metern. Oder ginge es etwa auch mit weniger Höhe und Wohnraum?
Es soll in die Höhe gebaut werden, um den Boden zu schonen, einen kleineren Fussabdruck zu erzielen sowie die Zugänglichkeit zum Grundstück zu ermöglichen. Eine geringere Höhe, wie am Runden Tisch gezeigt, hätte gestalterische Folgen gehabt, die keiner gut fand, auch die Gegner nicht.
Die IG SoH wirft der HRS vor, absichtlich Druck auf die Öffentlichkeit ausgeübt zu haben. So zum Beispiel mit der, eingangs erwähnten, unnötigen Schliessung des «Metropols»; der Erstellung diverser Gutachten, bis eines dabei war, das der Investorin wohlgesonnen war; dem widersprüchlichen Verhalten bezüglich des neuen Hotels im «WerkZwei», von dem es hiess, man baue es erst, nach der Bewilligung des «Riva» und nun wird es im August eröffnet; oder der Präsentation des Alternativ-Projekts, das die Bevölkerung vor die Wahl stellt: Entweder «Riva» oder keine öffentliche Nutzung. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Wir haben zu keinem Zeitpunkt Druck ausgeübt. Was entschieden wurde, haben wir bei allen Projekten in Arbon immer auch korrekt umgesetzt. Die HRS hatte immer versprochen, ein wirtschaftlich tragbares Hotel auf dem Areal des «Saurer WerkZwei» zu bauen, wenn das «Riva» realisiert werden könne. Nach der Einigung am Runden Tisch und der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung hat die HRS, wie versprochen, das Hotelprojekt an die Hand genommen. Die Opposition hielt sich leider nicht im gleichen Ausmass an die Abmachungen.
Apropos Alternativ-Projekt: Warum zieht die HRS dort keine öffentliche Nutzung in Betracht? Mangelnde Rendite oder doch Druckmittel?
Eine attraktive Gastronomie in einem der beiden Gebäude des Alternativprojekts bedürfte aufgrund der maximalen Gebäudehöhen zwei Vollgeschosse. Zudem wären bei nur vier Geschossen sämtliche Wohnungen von betrieblichem Lärm betroffen. Die Wirtschaftlichkeit wäre dann nicht gegeben.