Zur rechten Zeit am rechten Ort
Kim Berenice GeserChristoph Richner, was war Ihre Vision als Sie vor 30 Jahren Ihr Unternehmen gegründet haben und wie hat sich diese bis heute verändert?
Christoph Richner: Mein Vision war es, frei zu sein und mir mit einer kleinen Garage etwas aufbauen zu können. Dass dabei etwas so grosses entsteht, hätte ich nie gedacht. Alles was nach der Gründung kam, ist mir quasi «einfach so» passiert.
Sie sagen es selbst: «Auto Richner» ist längst nicht mehr nur eine kleine Autogarage, sondern vereint mit der Autohilfe Ostschweiz AG und der Übernahme der Garage Kaufmann AG 2023 insgesamt drei Firmen unter einem Dach. Wie viele Angestellte beschäftigen Sie heute?
Mario Rohner: Rund 120. 35 bei «Auto Richner», 60 bei der Autohilfe Ostschweiz und knapp 30 bei der Garage Kaufmann.
Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg und das damit verbundene Wachstum?
Richner: Ich habe meinen Job immer geliebt und gerne gemacht, darum habe ich auch Erfolg damit. Ausserdem hatte ich das Glück, ins richtige Zeitalter gerutscht zu sein.
Was meinen Sie damit?
Richner: Ich habe in einer Zeit angefangen, als kleine Autogaragen noch funktioniert haben. Heute wären die Voraussetzungen für einen Neustart viel härter. Die Konkurrenz ist grösser; du brauchst Partnerschaften mit Marken und Versicherungen; die Qualität der Fahrzeuge auf den Strassen ist massiv gestiegen, etc.
Rohner: Jungunternehmer haben das Kapital hierfür oft gar nicht.
Der Wandel, von dem alle immer sagen, er hätte vor fünf Jahren begonnen, beginnt tatsächlich erst jetzt wirklich.
Doch auch an Ihnen geht der Wandel nicht spurlos vorbei. Auf dem Verkaufsplatz in Arbon stehen mehrheitlich Verbrenner. Befürchten Sie nicht, mit der zunehmenden E-Mobilität darauf sitzen zu bleiben?
Richner: Im Occasionsgeschäft verkaufen wir derzeit noch mehrheitlich Verbrenner. Man spürt aber, dass sich langsam ein Wandel abzeichnet und das Interesse an Elektrofahrzeugen kontinuierlich zunimmt.
Rohner: Auch das Vertrauen der Kundschaft ist noch nicht vollständig etabliert. Themen wie die Reichweite sorgen nach wie vor für Unsicherheit – auch wenn diese Sorge in der Praxis heute oft unbegründet ist.
Richner: Hinzu kommt, dass ich mein E-Auto ja auch mit grünem Strom tanken will. Hier befindet sich die dafür notwendige Infrastruktur noch immer im Ausbau. Der Wandel, von dem alle immer sagen, er hätte vor fünf Jahren begonnen, beginnt tatsächlich erst jetzt wirklich.
Rohner: Aber wir merken, dass er sich beschleunigt.
Richner: Dennoch werden wir weiterhin einen Grossteil an «normalen» Autos bei uns zur Reparatur und im Verkauf haben.
Apropos Reparatur: 1998 bauten Sie eine eigene Pannenhilfe auf und gliederten diese 2012 unter dem Namen Autohilfe Ostschweiz AG als eigenes Unternehmen aus. Was waren die Beweggründe für diesen Schritt?
Richner: Der Konkurrenzgedanke der Garagisten in der Region. Es kam nicht gut an, wenn wir als «Auto Richner» Fahrzeuge für andere Werkstätten abschleppten. Dabei war die Idee dahinter von Anfang an die Auftragsbeschaffung für regionale Werkstätten. Wir können nur miteinander etwas bewirken und es hat genug für uns alle.
Das hat sich bewährt?
Richner: Auf jeden Fall. Wir fahren heute 70 bis 80 Panneneinsätze pro Tag in einem Radius von 100 Kilometern. Unsere Auftraggeber sind Versicherungen und der TCS. Für letzteren übernehmen wir inzwischen sogar die Nachtschichten in der Region.

Wie kam es zum jüngsten Zuwachs, der Garage Kaufmann AG in Wittenbach?
Richner: Die 80-jährige Inhaberin hat nach einer Nachfolge gesucht. Da dies mein alter Lehrbetrieb ist, war diese Übernahme für mich eine emotionale Sache. Ich wollte den Fortbestand der Firma und die Arbeitsplätze sicherstellen.
Rohner: Gleichzeitig ermöglicht uns die Übernahme die Erschliessung eines neuen Marktsegments. Bisher haben wir nur Occassionen verkauft. Mit «Kaufmann» können wir nun auch Neuwagen anbieten und verfügen über eine Markenvertretung.
Allerdings bringt eine Firmenübernahme auch diverse Herausforderungen mit sich ...
Rohner: Das ist richtig. Dazu gehören die umfangreichen Auflagen, die wir als Markenvertreter neu erfüllen müssen. Ausserdem, das gebe ich gerne zu, haben wir unterschätzt, wie intensiv die Vereinigung zweier Firmenkulturen ist.
Kam es zu Kündigungen?
Rohner: Es kam zu personellen Wechseln. Aber den Grossteil des Personals konnten wir übernehmen. Heute profitieren die Betriebe gegenseitig voneinander.
Kommen wir in die Gegenwart. Dieses Wochenende steht die grosse Jubiläumsfeier an. Welche Themen beschäftigen Sie abgesehen davon – Zollhammer, Fachkräftemangel?
Richner: Der Zollhammer betrifft uns zum Glück nicht direkt. Aber wir spüren die Zurückhaltung der Kunden und unser Tesla-Geschäft ist natürlich stark eingebrochen.
Rohner: Und ja, der Fachkräftemangel beschäftigt uns sehr, vor allem im Bereich Carosserie. Wir begegnen dieser Herausforderung, in dem wir selber ausbilden. Wir wollen und müssen das machen. Weshalb wir dieses Jahr noch einmal zwei neue Lehrstellen geschaffen haben. Gesamthaft beschäftigen wir derzeit rund zwölf Lernende. Ansonsten ist die noch laufende Firmenintegration weiterhin Thema und wir haben mit MG und Maxus zwei neue Marken im Sortiment, die wir etablieren wollen.
Zukunftspläne?
Richner: Das machen wir wie immer spontan, wenn sich eine Tür öffnet.
30-Jahr-Jubiläum
Am Samstag, 23. August, von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag, 24. August, von 10 bis 16 Uhr steigt an der Salwiesenstrasse 2 in Arbon das grosse Jubiläumsfest der Auto Richner AG. Die Besuchenden erwartet eine Autoscooter-Anlage, Hüpfburg, Festwirtschaft und Kinderschminken sowie die Verlosung eines Audi RS6 für ein Jahr.