Alles aus der Schublade
Kim Berenice GeserLetztes Wochenende wurde der neue Arboner Marktplatz eingeweiht. Die bepflanzten Holzplattformen, die zum Sitzen und Verweilen einladen sollen, hatten in den Wochen davor für Kontroversen gesorgt. Was von einigen als Belebungsmassnahme begrüsst wurde, wurde von anderen als ein Tropfen auf den heissen Stein belächelt. Es wurden Stimmen laut, die wissen wollten: Wo bleiben die echten, die wirkungsvollen Massnahmen zur Belebung der Altstadt? Seit Jahren gebe die Stadt zwar Studie um Studie in Auftrag, jedoch ohne danach Ergebnisse zu liefern. Stadtpräsident René Walther kennt diese Kritik. Wiederholt betont er, dass im Hintergrund vieles in Arbeit sei. Doch was bedeutet das konkret? Die Antwort: ein weiteres Dokument.
Bauprojekt auf 2025/26 geplant
In den letzten Monaten hat die Abteilung Stadtentwicklung einen sogenannten Stadtentwicklungsplan (STEP) erarbeitet. Hierzu wurden sämtliche bisherigen Studien und Konzepte, welche die Stadt Arbon als Gesamtes betreffen, analysiert, Zielsetzungen strukturiert und entsprechende Massnahmen und Projekte zugeordnet. Diese wiederum wurden aufgrund von Wichtigkeit, Dringlichkeit, Abhängigkeiten und Kosten priorisiert. Das raumplanerische Arbeitsinstrument befindet sich derzeit in der Vernehmlassung in den Fachkommissionen und im Stadtrat. In den kommenden Wochen soll es ins Parlament gelangen und somit auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. «Parallel zu diesem Prozess wurden aber als wichtig eingestufte Projekte bereits bearbeitet», nimmt Walther den Vorwurf, einen weiteren Papiertiger zu schaffen, vorweg.
Zu den als wichtig und dringlich definierten Handlungsfelder gehören die Hauptstrasse, die Promenadenstrasse sowie mittelfristig die Ausweitung der Begegnungszone über die gesamte Altstadt. Dies unter anderem deshalb, weil die terminlichen Vorgaben des Agglomerationsprogramms sowie technisch notwendige Massnahmen Zeitdruck aufsetzen. «Um für die Aufwertungsmassnahmen Bundesgelder abholen zu können, muss das Projekt bis 2027 zur Umsetzung bereit und die Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen sein.» Man habe sich diesem Thema in den vergangenen Monaten deshalb auch intensiv gewidmet. «Seit Februar 2024 erarbeitet ein Planer-Team eine Betriebs- und Gestaltungsstudie, welche basierend auf dem STEP und den bestehenden Planungen und Konzepten die Grundlagen für ein Bauprojekt für die Haupt- und die Promenadenstrasse legen soll», führt Walther aus. Dieses Bauprojekt soll 2025/26 aufliegen und die Aufwertung des öffentlichen Raumes, die Erneuerung der Werkleitungen und die Implementierung des Langsamverkehrskonzepts mit mehr und sichereren Bereichen für Velofahrer umfassen.
Parkplätze am richtigen Ort
In die Betriebs- und Gestaltungsstudie fliesst auch das brachliegende Bauprojekt auf dem Parkplatz hinter dem Römerhof ein. Der siebenstöckige Wohnturm, der vor rund zehn Jahren als Siegerprojekt aus einem Wettbewerb hervorgegangen war, stiess damals auf so heftigen Widerstand, dass das Projekt nicht weiter verfolgt wurde. Den Wettbewerb hatten die Grundeigentümer, die Geschwister Hansruedi Schoop und Annemarie Lehmann-Schoop, lanciert. Ihnen gehört ein Grossteil der Fläche hinter dem Römerhof. Der Rest befindet sich im Besitz der Stadt Arbon. Diese sei, so Walther, seit über einem Jahr in Kontakt mit den beiden anderen Grundeigentümern. Gemeinsam sei man dabei, eine Machbarkeitsstudie zu erarbeiten, in der unter anderem geklärt werden soll, mit welcher Trägerschaft und in welchem Umfang an diesem Standort ein Projekt verwirklicht werden könnte. Genauere Angaben könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht machen. Wie jedoch schon vor zehn Jahren gilt für die Stadt weiterhin: Ein dortiges Bauprojekt wäre ein zentrales Schlüsselelement im Hinblick auf die Parkplatz-Situation in der Altstadt, würde es doch den Bau einer Tiefgarage ermöglichen. «Denn längerfristig gilt es den ruhenden Verkehr in der Altstadt neu zu organisieren, so dass sowohl die Aufenthaltsqualität gewährleistet ist, als auch den Ansprüche des Gewerbes entsprochen werden kann», führt Walther aus. Dabei wolle die Stadt jedoch nicht grossflächig Parkplätze streichen, sondern «die richtigen Parkplätze am richtigen Ort zur Verfügung stellen». Ein ambitiöses Vorhaben, das Kompromisse aller Beteiligten erfordern wird.