«Am Ende geht es um das Gesamtwohl»
Laura GansnerPeter Imthurn, Sie haben in Ihrem Gespräch mit «felix.» vor Ihrer Wahl zum Gemeindepräsidenten gesagt, Sie wollen als Coach der Gemeinde agieren. Wie gelang das Coaching bis anhin?
Da müssten Sie eigentlich die Berger Bevölkerung und meine Mitarbeitenden fragen; selbst ist man bei solchen Einschätzungen wohl immer zu kritisch oder stellt sich in ein zu gutes Licht. Aber wenn ich vom Feedback ausgehe, welches ich aus der Bevölkerung sowie aus der Behörde erhalte, dann arbeiten wir bis anhin gut zusammen.
Innerhalb der Gemeindeverwaltung?
Einerseits, aber auch mit der Bevölkerung selbst. Denn am Ende sind wir von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt und sind deshalb dazu vepflichtet, ihre Bedürfnisse abzuholen. Teilweise müssen wir Einzelinteressen hinten anstellen, denn am Ende geht es um das Gesamtwohl. Damit wir uns um dieses sorgen können, müssen einerseits die Bürgerinnen und Bürger gut mitmachen, aber auch das Team. Denn schlussendlich gilt es so viele vielfältige Aufgaben zu bewältigen, dass ein Gemeindepräsident ohne sein Team nichts ausrichten kann.
Rückmeldungen aus der Bevölkerung rund um den Verkauf der Käsereistrasse 5 im letzten Jahr – das ergriffene Referendum sowie Wortmeldungen an den Gemeindeversammlungen – lassen an der guten Zusammenarbeit mit der Bevölkerung zweiflen. Es wurde der Vorwurf laut, dass die Gemeindebehörde im Vornherein nicht ausreichend über das Projekt informiert habe. Ist die Kommunikation mit der Bevölkerung mangelhaft?
Der Verkauf der gemeindeeigenen Liegenschaft an der Käsereistrasse 5 ist ein gutes Beispiel für ein Einzelinteresse. Aus Sicht der Gemeinde haben wir gut und ausreichend kommuniziert, aber die betroffenen Personen hatten verständlicherweise ein anderes Interesse als jenes der Gemeinde. Und wenn einem die Argumente ausgehen, dann ist es ein Leichtes, die Kommunikation dafür verantwortlich zu machen. An der Tatsache hat das aber nichts mehr geändert. Die Bevölkerung stützte am Ende das Anliegen des Gemeinderats an der Urne. Es ist aber keinenfalls so, dass wir nun die betroffenen Personen links liegen lassen, nur weil ihr Interesse ein anderes ist. Wir sind aktuell daran, gemeinsam mit ihnen nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, genauso wie für die Unterbringung der Flüchtlinge.
Für den Bereich der Integration war bis anhin Gemeinderat Christian Bischoff zuständig. Weder er noch Gemeinderat Christian Würth treten zur Wiederwahl an. Damit verliert die Gemeindebehörde gleich zwei langjährige Mitglieder. Was bedeutet dies für anstehende Projekte der Gemeinde Berg?
Zuerst vorweg: Man darf nicht vergessen, dass solche Wechsel einer Gemeinde auch gut tun können, weil wir uns damit ein Stück weit vor Betriebsblindheit schützen. Aber natürlich geht damit auch ein gewisser Verlust von Know-how einher. Das ist unumgänglich. Um das vorzubeugen, wird es mit den neu gewählten und den abtretenden Gemeinderatsmitgliedern nach der Verteilung der Ressorts eine Einarbeitungsphase geben. Aber aus eigner Erfahrung weiss ich: Man kann nicht tagelang zuhören, sondern muss sich auch selbst einarbeiten. Da bei uns alle Dossiers digital vorhanden sind, sollte das auch nach dem Ende der Amtszeit von Bischoff und Würth eine machbare Herausforderung sein. Die Ausführung der Projekte sollte unter dem Wechsel also nicht leiden.
Eines der anstehenden Projekte der Gemeinde Berg ist die Dorfkern-
entwicklung. Wird dieses in absehbarer Zeit realisiert?
Bei diesem Projekt sind viele Parteien mit im Boot: die Kirche, der Kanton, der Denkmalschutz und Investoren. Es brauchte viel Zeit, diese alle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, aber das ist uns nun gelungen. Anders als vom Kanton zuerst gefordert, soll die enge Strassen-Kurve im Dorfkern nicht begradigt, sondern minimal entschärft werden. Ich gehe deshalb davon aus, dass wir das Projekt demnächst den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen und in der nächsten Legislatur realisieren können.
Welche zusätzlichen Herausforderungen stehen in der nächsten Legislatur noch an?
Es gibt einen ganzen Strauss an Themen, die uns beschäftigen werden. Die Herausforderung wird sein, die Themen ohne Bevorzugung zu behandeln. Was uns auf jeden Fall auf Trab halten wird, ist der Fachkräftemangel, den auch wir auf der Gemeinde zu spüren bekommen. Hier stellt sich die Frage, welche Aufgaben wir auslagern und welche wir notwendigerweise bei uns behalten müsen oder sollten.
Abschliessend: Welche Note geben Sie sich für Ihre erste Teillegislatur?
Es ist nicht massgebend, wie ich mich bewerte, sondern wie ich, respektive der Gemeinderat mit den Rückmeldungen aus der Bevölkerung umgeht.