An die Grenzen gestossen
Kim Berenice GeserMit total rund vier Jahren Planungs- und Bauzeit und insgesamt 10,5 Mio. Franken netto rechnet der Arboner Stadtrat für die umfassende Sanierung der Sportanlage Stacherholz. Aufgrund der Komplexität des Gesamtprojekts hat er dieses in zwei Teilprojekte unterteilt. Das gesamte Projekt stellte die Stadt diese Woche an einem Informationsanlass im Landenbergsaal vor. In einem ersten Schritt sollen die Trainingsfelder Ost und West, sowie das Korbball-Feld saniert werden. In einem zweiten Teilprojekt soll dann der Bau einer Tribüne sowie die Sanierung des Hauptspielfelds und der darum herum angelegten 400-Meter-Rundbahn angegangen werden (siehe Kasten). Dabei hatte eine Interpellation zum Bau einer Tribüne im Dezember 2020 ursprünglich den Anstoss zum gesamten Sanierungsprojekt gegeben. Doch nach einer umfassenden Machbarkeitsstudie, einem Online-Mitwirkungsverfahren, einem Pop-up Büro und einer Umfrage bei 16 örtlichen Vereinen und drei Arboner Schulen kam der Stadtrat zum Schluss: Der grösste Handlungsbedarf liegt derzeit bei den beiden Trainingsfeldern.
Überlastung ist absehbar
Grund dafür ist die fehlende Trainingskapazität. Laut der durch das Planungsbüro «bhateam ingenieure ag» durchgeführten Machbarkeitsstudie liegt die aktuelle Auslastung der Spielfelder heute bereits bei 108 Prozent. Und dies wohlgemerkt im Optimalfall ohne zusätzliche Aktivitäten und ohne Berücksichtigung der Witterungseinflüsse. Angesichts der Tatsache, dass die Anlage unter anderem vom FC Arbon 05 intensiv genutzt wird (dessen Juniorabteilung in den letzten Jahren enormen Zulauf verzeichnen durfte) und sowohl Austragungsort des internationalen Sportwettkampfs «Weltklasse am See» als auch des Thurgauer Kantonalturnfests 2024 sein wird, kann von einem solchen «optimalen Fall» längst nicht mehr ausgegangen werden. So schreibt denn auch der Stadtrat in seiner Botschaft ans Parlament: «Eine Zunahme an Mannschaften und eine intensivere Nutzung dürfte zukünftig zu einer Überbelastung der Spielfelder führen.»
Kunstrasen ist öko-verträglich
Die Lösung, die der Stadtrat vorschlägt, ist der Ersatz einer der beiden Naturrasenflächen durch einen Kunstrasen. Dieser habe nicht nur höhere Belastungsgrenzen, sondern könne auch nahezu durchgehend und witterungsunabhängig bespielt werden. Wohingegen die Naturrasenfelder je nach Belastung zwischenzeitlich sogar gesperrt werden müssen, was zu zusätzlichen Engpässen des Betriebs führt. Ein Kunstrasen biete indes die Kapazität von rund zwei Naturrasenspielfeldern. Der unverfüllte Kunstrasen (ohne Granulatverfüllung) weist eine Nutzungsdauer von 15 Jahren auf, die darunter liegende Elastikschicht eine von 30 Jahren. Was die Ökobilanz des Kunstrasens betrifft, so sei ein solcher bei einer Nutzung von mehr als 800 Stunden sogar einem Naturrasen vorzuziehen. Zu diesem Schluss gelangt eine Studie, die von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zum Thema Ökobilanz bei Rasensportfeldern durchgeführt wurde.
Volksabstimmung notwendig
Um den Spielbetrieb während der Sanierungsarbeiten aufrecht zu erhalten, plant der Stadtrat in zwei Etappen. Im Frühling 2025 soll das Kunstrasenfeld realisiert werden, im Herbst desselben Jahres folgt dann die Sanierung des benachbarten Naturrasenfelds. Die Botschaft zum Kreditantrag für diesen ersten Teil der Sanierung in Höhe von 3,93 Mio. Franken wurde letzte Woche an das Parlament überwiesen. Die Volksabstimmung ist auf Juni 2024 geplant.
«Weltklasse am See» setzt auf neue Rundbahn
Teil zwei der Sanierung des Sportplatzes Stacherholz gestaltet sich wesentlich aufwändiger als der erste. Für den Neubau des geplanten Tribünen- und Garderobengebäudes ist ein Architekturwettbewerb notwendig. Überdies hat der Stadtrat auch die Sanierung der Rundbahn in die Planung des zweiten Teils aufgenommen. Die Umfrage-Ergebnisse der Stadt bei Vereinen und Schulen zeigen zudem, dass diese die Rundbahn für ihre Aktivitäten benötigen. Unabdingbar ist die Bahn auch für den internationalen Rollstuhlsport-Event «Weltklasse am See». Da OK-Präsident Nick Sigg nach der Durchführung 2026 sein Amt abgeben wird, stand jedoch die Zukunft des Anlasses auf der Kippe. Wie Sigg nun mitteilt, hat sich das OK Mitte November zur Weiterführung bekannt und mit seinem Vize Marco Lehner findet sich auch ein Anwärter für Siggs Nachfolge. Das OK setzt nun darauf, dass der Stadtrat die Notwendigkeit der Rundbahn anerkennt. Die Zeichen hierfür sind positiv, sagt doch der zuständige Stadtrat Daniel Bachofen, dass ein Ja zur Rundbahn auch ein Bekenntnis für den Leichtathletiksport in der Region sei. Dieser würde ansonsten in der drittgrössten Stadt im Kanton eine wichtige Infrastruktur verlieren.