Arbon sagt Nein zu «Tier»-Trend
Laura GansnerE-Scooter prägen das Städtebild in der Schweiz schon seit einigen Jahren. Immer mehr sind die Zweiräder nun auch in kleineren Städten und Dörfern anzutreffen. So auch in Steinach, Berg und Horn, welche alle im letzten August einen Pilotbetrieb mit E-Scootern der Tier Mobility Swiss GmbH starteten. Sie zählen damit zu insgesamt 34 «Tier»-Standorten schweizweit, von welchen 18 in den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden angesiedelt sind. Dies sei kein Zufall, wie Manuel Herzog, Manager bei «Tier» und Verantwortlicher für die Ostschweiz, erklärt: «Das ist alles auf das Ausschreibungsverfahren der Stadt St. Gallen zurückzuführen.» In diesem ging es der Stadt darum, dem geeignetsten E-Mobility-Anbieter das Verleihrecht von E-Scootern in der Stadt zu erteilen. «Tier» konnte sich bereits im Pilotbetrieb 2021 durchsetzen und sicherte sich dann in einem zweiten Verfahren das Verleihrecht bis ins Jahr 2026.
Regionale Nutzung angestrebt
«Wir haben schnell bemerkt, dass die Trottis oft an den Stadtgrenzen stehen bleiben», erzählt Herzog. Die E-Scooter können nämlich jeweils nur innerhalb eines begrenzten Gebiets – in diesem Fall jenes der Stadt St. Gallen – abgestellt werden. Sprich: Wenn jemand den letzten Zug nach Wittenbach verpasst, kommt man mit dem Kicker nur bis an die Stadtgrenze. Dieses Grenz-Problem lasse nur eine Lösung offen, wie Herzog erklärt: Expansion.
«Tier» habe im letzten Jahr angefangen, der Stadt angrenzende und nahe gelegene Gemeinden anzufragen, ob sie an einem Pilotbetrieb auf ihrem Gemeindegebiet interessiert wären. Die Berger Gemeinderatsschreiberin Olivia Grosset-Grange erklärt, weshalb die Gemeinde einem solchen zugestimmt hat: «Die E-Scooter sind eine gute Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Verkehr.» Isabell Tanner, Gemeinderatsschreiberin in Horn, erklärt, dass in ihrem Fall auch der regionale Aspekt eine zentrale Rolle gespielt habe: «Wenn eine angrenzende Gemeinde nicht mitmacht, kann man die E-Scooter darin nicht optimal nutzen.» Welche Konsequenzen dies haben kann, bemerkt aktuell die Gemeinde Steinach.
Arbon ist nicht mit von der Partie
Reto Schneider, Gemeinderatsschreiber in Steinach, erzählt, dass sie bereits öfters die Rückmeldung aus der Bevölkerung erhalten hätten, dass die Trottis – «leider» – nicht am Bahnhof Arbon abgestellt werden könnten. Dies, weil die Stadt Arbon bisher nicht an einem Pilotbetrieb interessiert war. Die Trottis werden deshalb bei der letztmöglichen Parkmöglichkeit zurückgelassen und das letzte Stück zu Fuss gegangen. «Arbon mit im Boot zu haben, wäre aus unserer Sicht natürlich sinnvoll», fügt Schneider hinzu. Doch mit diesem Anliegen stösst man zur Zeit bei der Stadt auf wenig Interesse.
Parkier-Probleme bereiten Sorge
Arbon sei zwar schon von verschiedenen E-Mobility-Anbietern kontaktiert worden, gibt Thomas Steccanella, Mediensprecher der Stadt Arbon, Auskunft. «Eine Testphase ist gegenwärtig aber keine geplant», so Steccanella. Man warte vorerst die Erfahrungen der umliegenden Pilotgemeinden ab. Auch der Roggwiler Gemeindeschreiber Rico Schori bläst ins gleiche Horn und fügt hinzu: «Bisher wurde ein Bedürfnis nach E-Scootern nicht an uns herangetragen.» Thomas Steccanella weist ausserdem auf ein bereits auftretendes Problem hin: Im Arboner Grenzgebiet zu Steinach komme es vermehrt vor, dass Werkhof-Mitarbeitende E-Scooter aus dem Weg räumen müssen, weil diese von ihren Nutzenden an hinderlichen Stellen abgestellt wurden. «Die Befürchtung ist, dass sich diese Situation verschärfen würde, wenn die «Tier»-E-Scooter in Arbon erlaubt würden», erklärt Steccanella. Diese Sorge sei unbegründet, so Manuel Herzog von «Tier». Im gesamten Nutzungsgebiet ihrer E-Scooter seien ständig Aussenmitarbeiter unterwegs, die unter anderem dafür zuständig sind, E-Scooter umzuplatzieren, sollten diese ein Hindernis für andere Strassennutzende darstellen. «Wäre Arbon mit an Bord, würden wir dies natürlich auch hier tun und nicht den Werkhof-Mitarbeitenden überlassen», fügt Herzog hinzu.