Das grosse Vogelsterben
Laura GansnerEnde Oktober hat Tierpfleger Claudio Eicher an einem Auge eines Vogels in der Arboner Voliere ein Krankheitssymptom entdeckt. Um den Erreger zu erörtern, liess er einen Abstrich machen. Das Resultat: Chlamydien. «Ein solcher Infekt wird automatisch dem kantonalen Veterinäramt gemeldet, was auch umgehend geschehen ist», erklärt der zuständige Stadtrat Daniel Bachofen. Wie der Krankheitserreger in die Voliere gelangte, sei nicht abschliessend zu beantworten. «Wahrscheinlich ist, dass der Erreger in einem Vogel schlummerte und erst jetzt ausgebrochen ist.» Robert Hess, Amtsleiter des kantonalen Veterinäramtes geht mit dieser Erklärung einig: «Meistens bilden latent infizierte Vögel das Erreger-Reservoir; das heisst Vögel, die Träger des Krankheitserregers, aber nicht sichtbar erkrankt sind. Als erste Massnahme seien die Vögel deshalb in Käfige unterteilt worden, um weitere Ansteckungen zu verhindern und die Tiere alle zu testen, erklärt Bachofen. Nach dem Erhalt der Testergebnisse gälte es abzuwägen, welche Tiere realistische Genesungschancen hätten und für welche eine Behandlung – eine Antibiotika-Spritze pro Tag während einem Monat in Isolation – zu viel Stress bedeuten würde.
Überlebenschancen einschätzen
Insbesondere bei kleineren Vögeln sei die Überlebenschance geringer, ordnet Daniel Bachofen ein. Jene Vögel, bei welchen eine Behandlung als nicht zielführend eingestuft werde, «müssen leider euthanisiert werden.» Hinzu kommt, dass im Seuchenfall die Tötung sichtbar kranker Vögel gesetzlich vorgeschrieben ist. Dieses Schicksal ereilte bereits 33 der 53 in der Voliere wohnhaften Tiere. Da die offiziellen Testergebnisse zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt sind, ist der Gesundheitszustand der verbleibenden 20 Vögel noch nicht bekannt. Bachofen betont jedoch: «Wir wollen, dass so viele Vögel wie möglich überleben.»
Erkrankte Vögel können mit der richtigen Therapie oft geheilt werden, berichtet Veterinäramtsleiter Hess. Entscheidend sei unter anderem, dass nach der Genesung eine Reinfektion durch kontaminierte Gehege oder Einrichtungsgegenstände verhindert werden kann. «Die Erreger können in der Umgebung mehrere Wochen überleben», so Hess. Um dies zu verhindern, sollen die Vögel – ob infiziert oder nicht – für schätzungsweise drei bis sechs Monate fremdplatziert werden, wie Bachofen erklärt. Denn so lange könne es dauern, bis die bereits in der Medienmitteilung von letzter Woche angekündigten Sanierungsarbeiten umgesetzt sind.
Zeit für Massnahmen
Wie diese genau aussehen, wird in dem Baugesuch nachzulesen sein, welches laut dem Stadtrat schnellstmöglich zur Auflage vorbereitet wird. Da die Voliere unter Denkmalschutz steht, ist dies verhältnismässig aufwändig. So viel vorweg: Es handle sich vor allem um hygienische Massnahmen wie beispielsweise den Austausch der Trennwand zwischen der Futterküche und dem Innenbereich der Voliere, welche aktuell noch aus Holz besteht. Ein die Reinigung erschwerendes Material, wie Hess erklärt: «Bei Bedarf muss die Voliere effizient desinfiziert werden können, was bei nicht entfernbaren Holzeinrichtungen kaum möglich ist.» Gerade im Hinblick auf den Chlamydien-Ausbruch ist eine solche hygienische Sanierung dringend notwendig, denn die Krankheit ist auch auf den Mensch übertragbar. Dies kann durch Kontakt mit dem Kot oder das Einatmen kontaminierten Staubs geschehen. Wo die Vögel untergebracht werden, bis sie in ihr renoviertes Zuhause zurückkehren können, ist aktuell noch unklar. Eine passende Unterkunft zu finden, sei nicht ganz einfach, erklärt Bachofen. Da es sich um einen längeren und aufgrund der Behandlung und Isolation der kranken Tiere auch einen tendenziell aufwändigen Aufenthalt handle. Doch der Stadtrat zeigt sich zuversichtlich: «Claudio Eicher verfügt über ein grosses Netzwerk, was uns bestimmt irgendwo eine Tür öffnen wird.» Die Verlegung muss allerdings vom Veterinäramt genehmigt werden.