«Das ist Musik in meinen Ohren»
Alice Hofer
Auf dem Platz liegen dicke Kunststoffrohre, feine lange Metallröhrchen, Wasserschläuche, grobe Holzbalken. All diesen Objekten lassen sich die unterschiedlichsten Töne entlocken, je nachdem, wie man sie kombiniert und bespielt. Unter der Anleitung von Stefan Philippi und Projektpartner Güde Rietmann bauen die Schülerinnen und Schüler wahrhafte und währschafte Musikinstrumente.
Diese kreative Entdeckungsreise durch die Sinneswahrnehmung bewirkt bei den Beteiligten Staunen und Begeisterung. Am Wochenende werden sie entsprechende öffentliche Konzerte zum Besten geben. Mit Hilfe von Luft, Wind, Wasser, Bewegung und Schwerkraft bauen und tüfteln sie zusammen tagelang an ihrem «SkulpturenOhrchester». Einige Schüler legen gemeinsam die langen, konisch gesägten und bunt bemalten Holzbalken bereit für das überdimensionierte Xylophon. Es klingt warm und heimelig, wenn man darauf klopft, was von den Schülern stolz demonstriert wird. Aber auch das Geräusch der leicht scheppernden Röhren auf dem Asphalt sei «vom schönsten Klang», ist man sich einig, nämlich «Musik in meinen Ohren», wie eine Schülerin erklärt, während eine andere betont, dass sie sich «darin selber findet».
Trommel, Tropfen, Trophäen
Unterdessen errichten drei Jungs drüben auf dem Rasen ein grosses Metallgerüst, welches zu einem gigantischen Windspiel wird, wenn drei Messingröhren auf eine Trommel schlagen und dabei drei Töne erzeugen. Die Kollegen der Wasser-Abteilung befestigen mehrere Schläuche am Vordach und lassen sorgfältig dosierte Tropfen aus der Höhe in einen Eimer fallen, woraus ein erfrischendes Konzert entsteht. Im Geäst eines Baumes werden mehrere kleinere Metallröhrchen vertikal nebeneinander aufgehängt, sodass sie sich berühren, um beim Bewegen der Zweige leicht aneinanderzugeraten und zu klimpern.
Ebenfalls ein Hingucker ist das gewaltige Sägeblatt-Pendel, wo eine herabhängende Glaskugel knapp über der Oberfläche der liegenden Metallsäge kreist und dabei scheinbar summt. Im Gewimmel der Geräuschkulissen lässt sich der Enthusiasmus in den Gesichtern der Jugendlichen ablesen, ihr Eifer und ihre Freude, während sie dieses künstlerische Handwerk betreiben. Daneben gibt es auch eine Gruppe, die sich nur auf das Dokumentieren konzentriert, ohne selber Hand anzulegen. Sie wollen einen ausführlichen, bebilderten Bericht abfassen für alle, die diesmal nicht dabei sein können, wie auch für kommende Jahrgänge. Die «Instrumente» können abschliessend erworben und weiterverwendet werden, anlässlich des Basars am Sonntag.
Abschied von Arbon
Es ist der Ausklang der «Ohrenkino-Tage No2»: Damit verabschiedet sich der Initiant und Erfinder dieser Klangerlebnisse, Stefan Philippi, auch von Arbon, nachdem sein «Ohrenkino» an der Weitegasse 6 während des Juni-Hochwassers buchstäblich «versunken» war. Es sei ihm unmöglich, die Installationen im Ausstellungsraum ZIK wieder aufzubauen, sagt er, weshalb er ein neues Kapitel aufschlagen und sich anderswo niederlassen werde.