«Das Wasser ist barrierefrei»
Laura GansnerWer vom Fliegerdenkmal dem Arboner Seeufer entlang zum Hafenkiosk schlendert, wird früher oder später mit dem Blick an den kleinen, bunten Segelschiffen hängenbleiben, die an Land aufgebahrt sind. Seit 2006 sind sie aus der Hafen-Szenerie nicht mehr wegzudenken. Damals wurde in Arbon der gemeinnützige Segelverein
Sailability.ch gegründet. Dieser hat sich das Ziel gesetzt, «das Leben von Menschen mit Beeinträchtigung durch das Segeln zu bereichern», wie auf der Webseite des Vereins zu lesen ist. Der bevorstehende Grossanlass an diesem Wochenende zeigt, dass ihn in den letzten 18 Jahren weitaus mehr als das gelungen ist.
Verbände setzen auf Inklusion
«Bei der Gründung von ‹Sailability.ch› war in der Schweizer Segelszene noch wenig bekannt, dass Segeln auch für Menschen mit Beeinträchtigung sehr gut geeignet ist«, erklärt Vereinspräsident Ivo Gonzenbach auf Nachfrage. Dies hat sich unterdessen verändert, wie das Engagement von grossen Sportverbänden zeigt. So unterstütze Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, die Inklusion im Sport seit diesem Jahr mit besonderem Augenmerk, berichtet Gonzenbach. Auch Swiss Sailing, der Fachverband für den Segelsport, setzt sich für diese Thematik ein und will im Bereich des inklusiven Segelns in den nächsten Jahren ausbauen. «Eine Massnahme, um dieses Ziel zu erreichen, ist die erstmalige Durchführung einer inklusiven Schweizer Meisterschaft.»
Auf der Suche nach einem geeigneten Partner ist Swiss Sailing auf «Sailability.ch» gestossen, da der Verein bereits die notwendigen Boote, gefestigtes Know-how sowie die geeignete Infrastruktur besitzt. So wurde in Zusammenarbeit des Yacht Clubs Arbon, der Stadt Arbon, «Sailability.ch» und Swiss Sailing ein entsprechender Anlass ins Leben gerufen, der dieses Wochenende in Arbon stattfindet. Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisen dafür aus Belgien, Frankreich, England und der ganzen Schweiz an, um sich den ersten Schweizer Meistertitel im inklusiven Segeln zu erkämpfen. Dabei nehmen nicht nur Teilnehmende mit Beeinträchtigung teil.
Chancengleichheit auf dem Wasser
Etwa die Hälfte der Teilnehmenden hat eine körperliche oder kognitive Beeinträchtigung, die andere Hälfte nicht, weiss Ivo Gonzenbach. Zwei Rahmenbedingungen sorgen dabei für einen fairen Wettkampf für alle Teilnehmenden. Einerseits die besondere Konstruktion der Boote, welche auch eine Steuerung mit minimaler Mobilität möglich macht und die damit verbundene Klassenregeln. Andererseits durch den Segelsport an sich, der sich per se für Inklusionsveranstaltungen eigne, erklärt Gonzenbach: «Das Wasser ist barrierefrei.» Ausserdem können sich alle Wettkämpfenden durch taktische Entscheidungen und geschicktes Steuern einen Vorteil verschaffen. Die inklusiven Wettkampf können am Freitag, 6. September ab 12.55 Uhr und am Samstag, ab 10 Uhr, sowie Sonntag, ab 10 Uhr vom Arboner Seeufer aus beobachtet werden. Gonzenbach kennt den besten Ort dafür: «Je nach Wind und Wetter kann das Geschehen von der Hafenmole aus verfolgt werden.»