«Der Gast informiert sich heute online»
Kim Berenice GeserDas neue Tourismuskonzept der Stadt Arbon ist seit Anfang 2023 in Kraft. Wie lautet Ihr Fazit nach dieser Zeit?
Franziska Bresciani: Die ersten Monate waren nicht ganz einfach. Alle Beteiligten sowohl seitens der Stadt als auch von Thurgau Tourismus befanden sich in einer Findungsphase. Wer hat nun welche Aufgaben, war die Frage, die sich uns allen stellte.
Cara Meier: Und auch für die Kundinnen und Kunden und die Gäste war die Anfangszeit eine Herausforderung, weil sie sich im Unklaren darüber waren, wer nun welche Dienstleistungen anbietet. Inzwischen ist das neue Konzept aber gut aufgegleist und wir sind ein eingespieltes Team.
Dennoch bleibt für viele die Frage offen: Wer ist denn nun für welche touristischen Leistungen zuständig?
Meier: Die drei Arboner Flohmärkte auf dem Fischmarktplatz, der Oster- und Christkindlimarkt sowie die Veranstaltungsbewilligungen laufen über die Stadt.
Bresciani: Bei uns liegt der Fokus auf dem Tourismus. Früher unter «Arbon Tourismus» waren wir ja nebst den Märkten und der touristischen Betreuung auch noch zuständig für die Badi-Abos und die Tages-GAs. Mit dem neuen Tourismuskonzept fiel dies alles weg. Die Aufgabe von Thurgau Tourismus besteht nun hauptsächlich darin, die Besuchenden nach Arbon und in die Region zu locken. Hierfür schaffen wir spezifische Produkte.
Cara Meier, Ihre Stelle wurde im Zuge des neuen Tourismuskonzepts geschaffen. Worin genau besteht Ihre Aufgabe?
Meier: Als erste Ansprechperson koordiniere ich sämtliche Anlässe auf Gemeindegebiet, unterstütze bei Bewilligungsverfahren und fungiere als Schnittstelle zwischen den Veranstaltenden und den zuständigen städtischen Stellen. Zudem bin ich für einige eigene Events der Stadt sowie die Projektentwicklung zuständig.
Was für Projekte sind das?
Meier: Hierzu kann ich noch nicht viel sagen, weil ich mich diesem Aufgabengebiet erst jetzt intensiver zuwenden kann. In meinem ersten Jahr ging es vor allem darum, mich einzuarbeiten, das Tagesgeschäft kennenzulernen, das diesen Sommer mit den vielen Veranstaltungen sehr intensiv ist. Wir haben aber bereits einen Ideenpool entwickelt.
Können Sie eine Idee daraus nennen?
Meier: Wir planen einen interaktiven Themenweg, der die Altstadt und den See verbinden soll. Derzeit ist das Projekt aber erst auf Papier vorhanden. Nun gilt es abzuklären, wie sich diese und weitere Ideen in der Praxis umsetzen lassen. Das braucht noch etwas Zeit. Wie gesagt, wir stehen hier erst am Anfang dieser Projektarbeiten.
Franziska Bresciani, Sie sprachen vorhin von Produkten, die Thurgau Tourismus entwickelt. Das klingt sehr abstrakt. Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Bresciani: Das kürzlich durchgeführte PADL-Festival ist beispielsweise ein solches Produkt, das wir entwickelt haben und das sich inzwischen etabliert hat. Auch die «Food Trails», die wir über einen Partner in der Region anbieten oder die Altstadtführungen, die wir von «Arbon Tourismus» übernommen haben.
Meier: Man könnte auch sagen, ein Produkt ist ein Erlebnis für die Gäste.
Das sind bestehende Angebote. Thurgau Tourismus wollte laut eigener Aussage jedoch auch in die Weiterentwicklung des Angebots investieren. Hat sich hier seit der Einführung des neuen Tourismuskonzepts bereits etwas getan?
Bresciani: Ja. Der Triangel am Hafen wurde neu gestaltet. Wir präsentieren dort nun die Erlebniskarte und verschiedene Aktivitäten in Arbon und Umgebung. In Zusammenarbeit mit der Mosterei Möhl haben wir die Cider Bike Tour entwickelt, welche die Gäste auf einer Rundtour durch die Obstregion führt. Und aktuell arbeite ich an der Entwicklung einer Bierstrasse von Roggwil über Arbon nach Rorschach. Dieses Projekt befindet sich in der Abschlussphase und soll ab Juli buchbar sein.
Die Angebote, welche Thurgau Tourismus entwickelt, sind jedoch nicht nur auf den Platz Arbon beschränkt.
Bresciani: Das ist richtig. Thurgau Tourismus ist für den ganzen Kanton zuständig, wir denken deshalb auch über die Destinationsgrenze hinweg. Denn der Gast kennt keine Grenzen. Wer hierher kommt, will wissen was in der Destination läuft und ist nicht nur beschränkt auf einen Standort.
Sie entwickeln also nicht Arbon spezifische Produkte?
Bresciani: Nicht ausschliesslich. Ein Produkt kann in Arbon entstehen, aber auch anderswo in der Destination. Wenn die Gegebenheiten der Region für das geplante Produkt geeignet sind, wird die Umsetzung in Arbon geprüft. Stimmen alle Faktoren überein, arbeiten wir in Zusammenarbeit mit der Stadt an der Realisierung des Produktes.
Meier: Die Entwicklung spezifischer lokaler Angebote ist meine Aufgabe.
Besteht bezüglich der lokalen Produktentwicklung seitens der Stadt ein Austausch mit Thurgau Tourismus?
Bresciani: Auf jeden Fall. Der Austausch zwischen der Stadt und Thurgau Tourismus ist heute intensiver als vor der Einführung des neuen Tourismuskonzepts.
Meier: Unsere städtischen Tourismusprodukte entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit Thurgau Tourismus. Was ideal ist, denn Thurgau Tourismus verfügt über die Werkzeuge, das Wissen und die Erfahrung in diesem Bereich. Davon profitieren wir.
Bresciani: Wir wiederum profitieren davon, mit Cara eine direkte Anlaufstelle bei der Stadt zu haben, die uns in sämtlichen touristischen Belangen weiterhelfen kann.
Das klingt erstmal nach einer gelungenen Kooperation. Die Frage ist, gilt das auch für den Gast? Mit Bekanntgabe der neuen Leistungsvereinbarung mit Thurgau Tourismus hiess es beispielsweise noch, dass die Infostelle ab 2023 in den Sommermonaten täglich geöffnet sei, um so einen Mehrwert für die Touristen zu schaffen. Tatsächlich ist sie jetzt noch von Montag bis Donnerstag offen.
Bresciani: Mit dem Wegfall der Dienstleistungen, die davor «Arbon Tourismus» übernommen hat, sind viel weniger Präsenzzeiten unsererseits in der Tourismus-Infostelle nötig.
Meier: Und wir haben in der Stadt einen Schalter, der täglich von Montag bis Freitagmittag bedient ist und an dem man sich über unsere themenspezifischen Bearbeitungsgebiete wie Märkte und Veranstaltungen informieren kann.
Bresciani: Viele Menschen haben auch das Gefühl, die Tourismus-Infostelle müsse offen sein, damit man uns erreichen kann. Aber das stimmt nicht. Telefonisch und online erreicht man uns die ganze Woche. Auch am Wochenende jeweils bis 13 Uhr.
Aber nur weil man keine Badi-Abos mehr verkauft, heisst das doch nicht, dass man nicht mehr präsent sein muss. Thurgau Tourismus ist für die Gästebetreuung in Arbon zuständig. Dazu gehört auch eine geöffnete Infostelle. Gerade am Wochenende, wenn die Gäste nach Arbon kommen.
Bresciani: Davon könnte man ausgehen. Tatsache ist aber, dass sich die Marktsituation verändert hat. Gäste informieren sich heute überwiegend online. Hier finden sie bei Thurgau Tourismus sehr viele Informationen. Auch über die Sozialen Medien erreichen wir ein grosses Publikum. Und wie gesagt, telefonisch sind wir immer erreichbar.
Nur nimmt dann unter Umständen jemand in der Zentrale in Romanshorn das Telefon ab.
Bresciani: Das ist möglich. Alle Mitarbeitenden von Thurgau Tourismus sind jedoch geschult und haben umfassende Kenntnisse über die Destination Thurgau Bodensee. Der Vorteil dieser Struktur ist, dass Gäste während der Saison sieben Tage die Woche telefonisch und per Mail beraten und informiert werden können. Zusätzlich bieten die Infopoints beim «Dockeins» am Hafen und beim MoMö Unterstützung. Denn aus touristischer Sicht befindet sich die aktuelle Tourismus-Infostelle am falschen Ort.
Sie würden diese lieber am See sehen?
Bresciani: Ja, denn der Touristenstrom läuft am See entlang.
Ist denn eine Standort-Änderung angedacht?
Meier: Die Idee steht im Raum. Bisher war jedoch nicht der richtige Zeitpunkt, vertieft darauf einzugehen. Und es wird so schnell vermutlich auch nicht Thema. Denn aktuell ist kein geeigneter Ort vorhanden.
Bleiben wir gleich am See. Die 2023 gekappte Verbindung Arbon-Langenargen wird ab Ende Juni wieder aufgenommen. Dies im Zuge eines dreijährigen Pilotprojekts, mit dem Arbon als Hafenstadt wieder gestärkt werden soll. In diesem Zusammenhang gab die Stadt im Frühling bekannt, zusätzlich ins Marketing investieren zu wollen. Was ist aus dieser Ankündigung geworden?
Meier: Die Stadt hat in Zusammenarbeit mit der Standortförderung Initiative Zukunft und Thurgau Tourismus eine Werbekampagne lanciert, die diese Woche anläuft. Das Ziel ist, die Touristen auf der deutschen Seite vor Ort bereits auf Angebote in Arbon aufmerksam zu machen.
Und was bewirbt die Kampagne?
Meier: Wir haben gemeinsam einen sogenannten Tagesplaner geschaffen. Dieser bietet Touristen, aber auch der lokalen Bevölkerung, Inspiration für diverse Tages- oder Zweitagesaktivitäten.
Bresciani: Erstmals findet für eine solche Werbekampagne auch ein Austausch mit Langenargen selbst statt. Ein ganz wichtiger Faktor. Denn auf der Deutschen Seeseite sind kaum Informationen über das touristische Angebot in unserer Region vorhanden.
Wer bezahlt diese Kampagne?
Meier: Die Stadt. Wir spannen mit der «Initiative Zukunft» zusammen, weil es sich bei diesem Angebot um Standortmarketing handelt.
Bresciani: Da es sich hier um ein klar lokales Produkt handelt, steuern wir von Thurgau Tourismus vor allem unser Know-how bei und streuen die Kampagne auf all unseren Kanälen.
Das Ziel der Zusammenarbeit von Stadt und Thurgau Tourismus ist es, die touristische Wertschöpfung in Arbon zu steigern und die Gäste zum längeren Verweilen einzuladen. Sehen Sie hier bereits erste Erfolge?
Meier: Das ist schwierig zu messen. Wir hoffen, mit der Neulancierung der Kampagne die Reichweite vergrössern zu können.
Bresciani: Die touristische Wertschöpfung hängt von den Angeboten ab. Hier wurden insbesondere mit dem b_smart Hotel, dem Hotel Müllers, unserem Tourismuspreis Gewinner 2023, dem «Presswerk» sowie dem neuen «ArboPark» wichtige Investitionen getätigt. Natürlich hat Arbon noch Potenzial, wir sind aber auf einem guten Weg.