Die Badi bleibt Sperrgebiet
Kim Berenice GeserEs ist ein Privileg, das zu weiten Teilen unverbaute Seeufer Arbons. Eines, das auf über drei Kilometern auch für die Bevölkerung frei zugänglich ist. Nur an wenigen Stellen werden Spaziergängerinnen und Spaziergänger gezwungenermassen vom See weggeführt. Eine davon ist beim Schwimmbad. Dieses in den Wintermonaten für den Fussverkehr entlang des Ufers zu öffnen, wird in Arbon immer mal wieder aufs politische Parkett gebracht. Bisher vergeblich. 1988 scheiterte der Seeweg am Volk, 2021 ein entsprechendes Postulat am Parlament, das dieses nicht an den Stadtrat überwies. Jüngst rief Stadtparlamentarier Riquet Heller das Thema in einem Leserbrief wieder in Erinnerung («felix.» Nr. 35/2024). Er pries die Attraktivität eines solchen Weges für die Stadt an und zeigte sich überzeugt, dass die Anschaffungskosten für Gitter oder andere Absperrmöglichkeiten gering seien. Zumal sich auch der Kanton, gestützt auf das Gesetz über die öffentliche Zugänglichkeit der Ufer, an eventuell anfallenden Baukosten mit Beiträgen von bis zu 50 Prozent beteiligen würde.
Positive Erfahrungen der Nachbarn
Erfahrungen aus anderen Gemeinden zeigen: Winterwege durch die Badeanlagen am See sind bei der Bevölkerung beliebt. Romanshorn beispielsweise öffnet die Badi seit mehreren Jahren über die Wintermonate. Der Schwimmbad-Bereich wird in dieser Zeit mit einem Gitterzaun abgesperrt, dessen Stellrohre fix im Boden verankert sind. «Die Praxis ist etabliert und wir hatten in den vergangenen Jahren nie grössere Probleme», sagt Stadtschreiber Fabio Bottega auf Anfrage. Das Angebot werde sehr geschätzt und der Unterhalt falle auf das ganze Gemeindegebiet gesehen nur marginal ins Gewicht. Ähnlich tönt es von Rorschach. Dort wurde der Winterweg durch das Schwimmbad erstmals in der Saison 2022/23 geöffnet und ist dieses Jahr wieder in Betrieb, nachdem es letztes Jahr aufgrund der Bauarbeiten an der neuen Rutschbahn zu einem Unterbruch kam. Ein Winterweg sei von der Bevölkerung immer wieder gewünscht worden, sagt Stadtschreiber Richard Falk. «Bisher haben wir nur gute Erfahrungen gemacht», hält er fest. Dies obwohl das Badegelände nur durch einen Weidezaun abgetrennt werde. Entsprechend tief fielen auch die Erstellungskosten aus.
Stadtrat bleibt beim Nein
Allein die positiven Beispiele aus Rorschach und Romanshorn vermögen die Stadt jedoch nicht zum Umdenken zu bewegen. «Der Stadtrat hat anlässlich des 2021 eingereichten Postulats bereits klar Nein gesagt zum Winterweg», konstatiert der zuständige Stadtrat Daniel Bachofen. An diesem Entscheid sowie dessen Begründung habe sich bis heute nichts geändert. Der Stadtrat führte damals die Sicherheit ins Felde, weil die Schwimmbecken auch über die Wintermonate mit Wasser gefüllt bleiben. Zudem fürchtete er die Nutzung des Garderobentrakts als Verweilmöglichkeit von Jugendlichen. Wodurch Schäden und Littering nicht auszuschliessen seien. Entscheidend war jedoch der Punkt, dass kein befestigter Weg durch die Badi führt, wodurch die Wiese beschädigt würde und jährlich vor dem Saisonstart instand gestellt werden müsste. Ein Winterweg wäre also – unabhängig der gewählten Absperrung – mit zusätzlichen Kosten verbunden, hält Bachofen fest und fügt an: «Es gilt im Hinterkopf zu behalten, dass kaum eine Stadt auf Schweizer Seeseite so viel öffentliches Ufer hat wie Arbon.» Dass Spazierende auch im Winter ums Schwimmbad herum gehen müsse, hält er für zumutbar. Allerdings ist für seevernarrte Winterwanderer noch nicht alle Hoffnung ausgeschöpft: Die Möglichkeit eines Winterwegs wird im Zuge des Vorprojekts zur Renaturierung des Ufers im Schwimmbad geprüft. Wie Bachofen erläutert, sei dieser Punkt Teil des Auftrags, den das Landschaftsarchitekturbüro OePlan GmbH in Altstätten von der Stadt im September erhalten hat. Fazit: Das Thema ist noch nicht final vom Tisch.