Ein Automech der alten Schule geht in Pension
Kim Berenice GeserEgal ob es im Unterboden scheppert, das Licht nicht funktioniert oder der Marder wieder einmal das Zündkabel durchgebissen hat, ruft man Niklaus «Klaus» Huser an, heisst es meist: «Stell mir das Auto einfach auf den Platz. Ich seh mir das an.» Er ist der unkomplizierte Automechaniker der alten Schule. Die Autos, deren er sich annimmt, sind alle mindestens zehn Jahre alt. «Wenn jemand mit einem Neuwagen kommt, bin ich ehrlich und sage: Da sind Sie bei mir nicht an der richtigen Adresse.» Seine Berufsgattung, die Mechs mit den dreckigen Händen, stirbt aus. «Die Technologie wird immer komplexer.» Heute sei ein Auto quasi ein fahrender Computer. Für Huser war es nie Thema, diesen Entwicklungsschritt mitzugehen. «Das ist auch ok so», konstatiert er. Damit müsse man aufwachsen.
Grosse Baupläne auf der Parzelle
Seit 1985 ist die Autogarage an der Rebhaldenstrasse Niklaus Husers Arbeitsort. 2013 hat er den Betrieb von seinem damaligen Vorgesetzten Hampi Fiedler übernommen. Dieser blieb fortan zwar im Betrieb beschäftigt, zog sich aber aus persönlichen Gründen in den Hintergrund zurück. Im Frühling 2022 wechselte die Liegenschaft an der Rebhaldenstrasse den Besitzer. Ein Jahr später gleich noch einmal. Seit dem befindet sich das Grundstück im Besitz der 4D Fabrik AG in Arbon. Diese plant den Abriss und Neubau sowohl der Autogarage als auch des angrenzenden Wohnhauses und der Liegenschaft an der St. Gallerstrasse 8. An deren Stelle sollen zwei mehrgeschossige Wohnund Gewerbehäuser entstehen. Für die erste Bauetappe an der St. Gallerstrasse liegt die Baubewilligung bereits vor. Das Baugesuch für die zweite Bauetappe auf dem Areal der Zentrum-Garage liegt aktuell noch bis zum 20. Dezember in der Bauverwaltung auf.
Die Menschen werden fehlen
Die Baupläne der neuen Eigentümer sind auch der Grund, warum Niklaus Huser jetzt den Schlussstrich zieht. «Es ist ein guter Zeitpunkt.» Als er im Februar diesen Jahres davon erfuhr, war er gerade 65 geworden. «Mit dem Abbruch fiel auch die Nachfolgesuche weg.» Eine solche hätte er unter anderen Voraussetzungen angestrebt. «Jetzt ist klar, dass ich ab Ende 2023 meine Pension geniesse.» Er lacht und fügt an: «Die Autos und ‹s’Schaffe› werden mir nicht fehlen, die Menschen und die Gespräche aber sehr.» Huser hat Kunden, die kennt er, seit sie Kinder waren und mit ihren Eltern zu ihm kamen. Er ist dankbar für die langjährige Treue und weiss, das Abschied nehmen wird nicht ganz leicht.