Ein teures Pflaster
Kaum eine Schulbehörde beklagt sich derzeit nicht über den fehlenden Schulraum. In der Primarschulgemeinde Stachen wird bis 2027 mit einem Anstieg der Schülerzahlen um 42 Prozent gerechnet. Die Zeit drängt deshalb, rechtzeitig den nötigen Schulraum zur Verfügung stellen zu können. Eigentlich hätte die PSG Stachen diesen ja gerne auf der Sportplatzparzelle an der St. Gallerstrasse gebaut. Da der dafür nötige Baurechtsvertrag mit der Stadt als Eigentümerin der Parzelle jedoch nicht bis im Sommer zustande kam, sah sich die Stachener Schulbehörde gezwungen umzuplanen. Als Standort für den Schulhaus-Neubau hat sie nun die Parzelle hinter dem Schulhaus gewählt, die sich im Besitz der PSG Stachen befindet. Das Interesse am Sportplatz war jedoch mit diesem Entscheid ungebrochen, spielt dieser doch eine zentrale Rolle für die längerfristige Schulraumplanung – auch im Bereich Sporthallen. Doch die Stachener Schulbehörde dürfte diese Woche einmal leer geschluckt haben, als sie die Konditionen las, zu welchen die vorberatende Kommission des Arboner Stadtparlaments ihr den Boden im Baurecht vergeben will.
Bodenpreis zu günstig
Die Kommission beantragt die Erhöhung des Grundstückwerts pro Quadratmeter auf 400 Franken. Das ist doppelt so viel wie der Stadtrat in seiner Botschaft an das Parlament beantragt hatte. Der Stadtrat hatte seinen Quadratmeter-Preis gestützt auf den Grundstücks-Richtpreis des kantonalen Hochbauamtes (150 bis 250 Franken/m2 ) und den Steuerwert des Kantons Thurgau (rund 150 Franken/m2 zuzüglich der Baunebenkosten) festgelegt. Dies ergibt bei einer Grundstücksfläche von 3076 m2 einen Wert von 615 200 Franken und einen jährlich geschuldeten Baurechtszins von 16 918 Franken (2,75%). Die Kommission war laut ihrem Bericht jedoch mehrheitlich der Meinung, dass der vorgeschlagene Quadratmeterpreis zu tief angesetzt ist. Dies unter anderem deshalb, weil das Grundstück bei der Gemeindefusion 1997 mit einem Bilanzwert von 810 000 Franken von der Ortsgemeinde Frasnacht an die Stadt Arbon übertragen wurde. Dies hätte damals einem Quadratmeterpreis von 263 Franken entsprochen. Das Land nun günstiger im Baurecht abzugeben, als es damals bilanziert wurde, leuchtet der Kommission nicht ein. Mit fünf zu einer Stimme sprach sie sich für eine Erhöhung des Bodenpreises aus.
Zu Gunsten der Kinder
Der Stachener Schulgemeindepräsidenten Jürgen Schwarzbek kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er erinnert daran: «1997 ist für diese Parzelle kein Geld von der Stadt Arbon an die Ortsgemeinde geflossen, es handelte sich hierbei um einen rein buchhalterischen Wert.» Der Diskussion im Parlament vom Dienstag, 14. November, sieht Schwarzbek mit Spannung entgegen. Er geht davon aus, dass der Entscheid der Bürgergemeinde Arbon von diesem Mittwoch über die Baurechtsvergabe ihrer Parzelle an der St. Galler-/Lärchenstrasse an die Sekundarschulgemeinde Arbon die Diskussionsgrundlage noch einmal beeinflussen wird. Denn die Bürgergemeinde verlangt lediglich 300 Franken pro Quadratmeter – allerdings zu einem höheren Zinssatz. Unabhängig des noch zur Verhandlung stehenden Bodenpreises zeigt sich die PSG Stachen aber weiterhin interessiert am Sportplatz. «Wir sind mitten in der Planung des Projektwettbewerbs und beziehen die Sportplatz-Parzelle weiterhin mit ein.» Dies obwohl noch kein Baurechtsvertrag die PSG dazu verpflichtet. Man sei sich der städtebaulichen Verantwortung für eine gute Ortsplanung bewusst, sagt Schwarzbek dazu. Derzeit laufe die Jury-Auswahl für den Projektwettbewerb. Bis Ende September 2024 will die PSG Stachen das Siegerprojekt präsentieren. Der Baubeginn des derzeit auf 4,8 Mio Franken geschätzten Neubaus (Quelle: Botschaft des Stadtrates zum Baurechtsvertrag) soll 2026 stattfinden. «Ich hoffe, dass wir dann sagen können, dass das Arboner Parlament zu Gunsten der Kinder entschieden hat.»