Eine Apotheke im Wandel der Zeit
Laura GansnerBernhard Dankelmann, weshalb wird man eigentlich Apotheker?
Bernhard Dankelmann: (schmunzelt) Mein Vater war bereits Apotheker, wie auch mein Grossvater. Ich stand schon mit 13 Jahren in der Apotheke und habe in der Kinderabteilung ausgeholfen. Mir war schnell klar: Das soll auch mein Weg werden, denn ich berate gerne und die Gesundheit meiner Kunden ist mir wichtig.
Ihr Interesse am Beruf hat angehalten, das Apotheker-Wesen hat sich jedoch in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht verändert. So ist wohl auch das veränderte Konsumverhalten der Kundschaft durch den Online-Handel kaum spurlos an Ihnen vorbeigegangen?
Das hat uns auf jeden Fall tangiert. Früher hatten wir ein sehr viel breiteres Sortiment an Drogerie-Produkten, insbesondere an Parfümen. Das ist im Umbruch. Unser Kerngeschäft hat sich eindeutig in Richtung der medizinischen Beratung und Behandlung durch Arzneimittel verschoben. Oft sind wir für eine Diagnosestellung die erste Anlaufstelle, Tendenz steigend. Und auch wir werden ab Herbst ein Onlineangebot einführen.
Weil es immer mehr an Hausärztinnen und Hausärzten mangelt?
Exakt. Durch die Überlastung der Ärztinnen und Ärzte steigen die medizinischen Dienstleistungen, welche wir übernehmen müssen. So bieten wir zum Beispiel unterdessen verschiedene Servicedienstleistungen wie eine Blutdruckmessung, ein Vitamin D3-Check sowie die Verschreibung der «Pille danach» an. Paradoxerweise stehen wir durch die Selbstdispensation (Anmerkung der Redaktion: die ärztliche Medikamentenabgabe) gleichzeitig in einer gewissen Konkurrenz mit den Ärztinnen und Ärzten. Was für uns herausfordern ist, schliesslich ist die Medikamentenabgabe und Beratung das Kerngeschäft der Apothekerinnen und Apotheker.
Was macht es denn für einen Unterschied, ob eine Patientin oder ein Patient die Medikamente bei Ihnen anstatt beim Hausarzt oder der Hausärztin bezieht?
Besonders für Personen, die von verschiedenen Ärztinnen und Ärzten behandelt werden, weil sie beispielsweise neben ihrem Hausarzt auch noch bei einer Spezialmedizinerin sind, kann unsere Beratung bezüglich der Medikamentenverträglichkeit sehr wichtig sein. Es macht deshalb Sinn, alle Medikamente über die Hausapotheke zu beziehen – auch wenn dies Ärztinnen und Ärzte nicht gerne hören.
Wenn wir über Medikamente sprechen, kommen wir nicht um das Thema Medikamentenmangel herum. Wie wirken Sie diesem als Apotheker konkret entgegen?
Ich schaue darauf, dass ich auf verschiedene Medikamenten-Lieferanten zurückgreifen kann, damit ich möglichst breit abgesichert bin. Auch der Einsatz von Generika ist ein Lösungsansatz. Aber beides ist reine Symptom-Bekämpfung, denn gelöst ist das Problem damit nicht. Schliesslich fehlen in der Schweiz unterdessen rund 1000 Medikamente. Und die Tendenz ist steigend.
Wie wird sich diese Situation entwickeln?
Das kommt darauf an, wie die Politik reagiert. Wenn die Produktion eines Grossteils der Medikamente nicht vom Ausland in die Schweiz geholt wird, kann sich nicht viel verändern. Der Fokus muss weg von der günstigen, globalen Produktionsmöglichkeit hin zu einer Förderung der Medikamente-Herstellung in der Schweiz, damit die medizinische Grundversorgung jedes Einzelnen gewährleistet ist.
30 Jahre SeeApotheke Arbon
Bernhard Dankelmann zog es aufgrund seines Pharmazie-Studiums an der ETH von Deutschland in die Schweiz. Vor 30 Jahren machte er sich mit der «SeeApotheke» selbstständig, mit welcher er im November 2021 von der einen Seite der St. Gallerstrasse auf die andere zog. Am 1. Juli soll das 30-Jahr-Jubiläum in der «See-Apotheke» mit Glücksrad und Gewinnspiel gebührend gefeiert werden.
Eine Initiative für die Versorgungssicherheit
In seiner Forderung an die Politik ist Apotheker Bernhard Dankelmann nicht alleine: Noch bis Mitte August sammeln Initiantinnen und Initianten aus allen Bereichen des schweizerischen Gesundheitswesens Unterschriften für die Volksinitiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit». Sie fodern erforderliche Rahmenbedingungen, um einen Mangel an wichtigen Heilmitteln und medizinischen Gütern zu verhindern.