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Eine Autogarage für Generationen

Während die deutsche Automobilindustrie mit Absatzkrisen und Transformationsdruck kämpft, läuft es bei der kleinen Garage Bressan in Arbon rund. Der Familienbetrieb trotzt den Herausforderungen der Branche und profitiert vom veränderten Kundenverhalten.

Kim Berenice Geser

Die ständigen Umwälzungen in der Automobilbranche haben Reto und Jsabelle Bressan nie aus der Ruhe gebracht. Statt auf jeden Trend aufzuspringen, setzen sie auf Beständigkeit, Qualität und die Förderung ihres Teams – und vor allem auf den Werkstattbetrieb. Diese Strategie macht sich derzeit mehr als bezahlt. «Das Kaufverhalten hat sich verändert», sagt Reto Bressan. «Heute wird nachhaltiger konsumiert – davon profitieren wir.» Statt alle zwei Jahre ein neues Auto zu kaufen – «wie das früher durchaus üblich war» – investieren Kundinnen und Kunden heute in den Service und die Reparatur. «Für uns ist das ideal, denn circa 90 Prozent unseres betrieblichen Umsatzes machen wir mit der Werkstatt», erläutert Jsabelle Bressan. 

Der nächste grosse Sprung

Ironischerweise spielen dem Arboner Betrieb dabei momentan auch die herrschenden Turbulenzen in der Automobilindustrie in die Hände. Dazu gehören einerseits der Rückgang der Autowerkstätten in der Region und andererseits die Unsicherheit der Konsumenten. «Die Menschen sind verunsichert, wissen nicht, auf welchen Antrieb sie setzen sollen und warten in der Folge noch ab mit einer Neuanschaffung», so Reto Bressan. Er selbst ist übrigens überzeugt davon, dass E-Antriebe nur ein Teil der Mobilitätslösung sein werden – «obwohl unser Markenvertreter Honda mit das beste Engineering im Hybrid-Bereich hat». Die Zukunft sieht er in synthetischen Treibstoffen. «Deren industrielle Produktion ist auf Basis des heutigen Forschungs- und Entwicklungsstands zwar noch nicht wirtschaftlich – doch sobald dieses Problem gelöst ist, könnten sie den nächsten grossen Technologiesprung darstellen.»

Auf den Nachwuchs gesetzt

Ob er diesen Sprung noch im aktiven Berufsleben miterleben wird, hält der 54-Jährige allerdings für fraglich. Angst um die Zukunft seines Betriebs hat er derweil nicht. «Autofahrer wird es noch lange geben, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.» Dem vielzitierten Fachkräftemangel wirkt er mit einer intensiven Förderung der Teammitglieder und der Ausbildung von Lernenden entgegen. Derzeit werden deren zwei im Betrieb ausgebildet und der Inhaber ist bestrebt, beide über die Ausbildung hinaus im Betrieb zu halten. «Ich baue auf meine Lernenden auf», sagt Reto Bressan und fügt an: «Ich kann mir auch vorstellen, dass sie dereinst das Geschäft übernehmen, sofern sie das wollen.» Für ihn steht fest: «Ich bin nichts, ohne meine Mitarbeitenden.» Diese Haltung ist zweifellos Teil des Erfolgs des kleinen Betriebs, der sich heute mit Recht als echte Familiengarage bezeichnen darf. Nicht nur, weil der Betrieb seit je her familiengeführt ist, sondern auch, weil inzwischen ganze Familien zu ihrem Kundenstamm zählen. «Wir haben heute Kinder, ja sogar Enkelkinder langjähriger Kundinnen und Kunden, die ihre Autos zu uns bringen», erzählt Jsabelle Bressan freudig. Es sei das Resultat von Vertrauen, Konstanz und Qualität.

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