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Eine Frage der Perspektive

Ende Mai legt Thomas Fehr das Gemeindepräsidium in Horn nach 16 Jahren ab. In seinem Abschlussinterview spricht er über das Eingestehen von Fehlern und wie es Horn gelingt, sich aus negativen Schlagzeilen herauszuhalten.

Laura Gansner

Thomas Fehr, Sie sind Gemeindepräsident seit 2007. Welchen Ratschlag würden Sie heute Ihrem damaligen Ich mit auf den Weg geben?

Was ich mir selbst raten würde? (lacht) Das finde ich jetzt noch schwierig, sich selbst einen Ratschlag zu geben, wenn man den ganzen Rucksack bereits trägt.

Dann sprechen wir über etwas Konkreteres: die Entwicklung in Horn West. Kann der massive Bevölkerungswachstum aufgrund des dort entstehenden Wohngebiets von Horn gestemmt werden?

Auf jeden Fall. In der Planung dieses Areals wurde explizit berücksichtigt, dass die bestehenden Infrastrukturen das Wachstum mittragen können. Auch die Schule. Dass diese zur Zeit umbaut, hat derweil nichts mit der Entwicklung von Horn West zu tun, sondern ist durch das Alter und damit die Sanierungsbedürftigkeit der Gebäude gegeben.

Durch Horn West entsteht ein komplett neuer Dorfteil. Die Erschliessung ist das eine, das andere die gesellschaftliche Anbindung der Neuzuzüger. Wie gelingt dies?

Für diese wichtige Aufgabe der Einbindung gibt es kein Patentrezept. Da werden sich der Gemeinderat und die Vereine auf jeden Fall in Zukunft Gedanken darüber machen müssen. Auf Gemeindeebene dienen Anlässe wie die Neuzuzügerbegrüssung oder die offizielle 1. August-Feier bereits dazu. Wie der neue Gemeindepräsident dies in Zukunft gestalten will, ist ihm überlassen. Da will ich ihm nicht reinreden.

«Es ist Teil des Geschäfts auch verlieren zu können.»
Thomas Fehr

Sie haben der Horner Bevölkerung noch vor Kurzem die Erhöhung des Steuerfusses ans Herz gelegt und sprachen diesbezüglich von einem «strukturellen Defizit». Der Vorschlag des Gemeinderats wurde jedoch von der Stimmbevölkerung abgelehnt. Wenn Sie eine Prognose machen müssten: Wann kommt Horn nicht mehr um diese Erhöhung herum?

Die Antwort darauf hat wohl zwei Seiten. Einerseits kann man ganz konkret die Finanzplanung der Gemeinde anschauen. Diese zeigt, wann eine Erhöhung nötig wäre. Andererseits ist dies wohl auch abhängig davon, wie man die Zukunft betrachtet. Tut man dies eher vorsichtig, wie in diesem Fall der Gemeinderat? Oder doch eher optimistisch, wie die Horner Bevölkerung?

Um nochmals nachzuhaken: Eine Erhöhung des Steuerfusses ist also nicht unumgänglich?

Nein. An der dieswöchigen Gemeindeversammlung konnte ich beispielsweise einen positiveren Jahresabschluss präsentieren, als wir ihn noch im Januar vorausgesagt haben. Das gibt den Optimisten schlussendlich eher recht. (lacht)

Sie gestehen gerade einen Fehler Ihrerseits ein. Das wird nicht das erste Mal sein in Ihrer Amtszeit. Wie lernt man als eine solch öffentliche Person mit Fehlern umzugehen?

Da fällt mir ja kein Zacken aus der Krone. Es ist eben Teil des Geschäfts auch verlieren zu können, da habe ich in meiner Amtszeit viel dazugelernt. Man muss akzeptieren können, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger einen Sachverhalt aus einer anderen Perspektive betrachten als der Gemeinderat.

Thomas Fehr auf dem Dorfplatz hinter dem Horner Gemeindehaus.
Thomas Fehr auf dem Dorfplatz hinter dem Horner Gemeindehaus.
© Laura Gansner

Gemeinden rund um Horn sind immer wieder durch politische Kontroversen in den Schlagzeilen. Horn bleibt da grösstenteils aussen vor. Was macht die Gemeinde anders?

Wir haben es geschafft, im Gemeinderat eine gute Diskussionskultur zu kultivieren, in welcher wir unsere Geschäfte, wenn auch teilweise energisch, immer fair innerhalb unserer vier Wände ausdiskutieren. Da muss dann nichts in den Medien ausgeschlachtet werden.

Wenn sich zukünftige Hornerinnen und Horner irgendwann an den «ehemaligen Gemeindepräsidenten Thomas Fehr» zurückerinnern, woran sollen sie denken?

(schmunzelt) Das er einen guten Dorfplatz hingekriegt hat, der gut und gerne genutzt wird.

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