«Einsparungen bedeuten Verzicht»
Kim Berenice GeserMichael Aebisegger, welche Note geben Sie sich für diese Legislatur?
5. Es hat immer noch Luft nach oben, aber einiges ist uns auch bereits gelungen. Ich sage bewusst uns, denn das Führen einer Gemeinde ist immer ein Teameffort von Gemeinderat, Gemeindeschreiber und der Verwaltung.
Sie sagen, einiges sei schon gelungen. Woran denken Sie dabei?
Wir haben in den letzten Jahren für Stabilität und Qualität in der Gemeinde gesorgt sowie wichtige Generationenprojekte wie die Bachsanierung, den Neubau der Sporthalle oder die Ortsplanungsrevision vorangetrieben.
Die genannten Projekte machten alle Schlagzeilen, weil sie teurer wurden als gedacht oder – wie die Ortsplanungsrevision – im ersten Anlauf an der Urne scheiterten. Indizien, dass es um das Projektmanagement in Steinach nicht immer gut bestellt war. Inwiefern wurden hier in den letzten vier Jahren nachhaltigere Strukturen geschaffen?
Es ist tatsächlich so, dass das Projektmanagement nicht Steinachs Steckenpferd war. Für eine kleine Gemeinde wie die unsere ist dies aber auch eine anspruchsvolle Aufgabe. Wir führen heute eine Projektliste, die wir laufend abgleichen und anpassen. So wie man das aus der Unternehmensführung normalerweise kennt. Mit diesem Instrument werden Synergien sichtbar, wir können Projekte besser priorisieren und terminieren und behalten den Überblick, ob wir auf Kurs sind oder nicht.
Und natürlich lassen sich die Kosten so besser im Blick behalten; was angesichts der anstehenden Ausgaben massgebend ist. Im Vorfeld der Abstimmung zur Sanierung der Steinach haben Sie angekündigt, Steinach werde den Gürtel in den kommenden Jahren enger schnallen müssen. Wie?
Es gilt die Mittel effizient einzusetzen und die Betriebe möglichst kostendeckend zu führen.
Dem «Gartenhof» geht’s also an den Kragen?
So würde ich das nicht ausdrücken. Aber natürlich ist es unser Ziel, das jährliche Defizit von 300 000 Franken in eine rote Null umzuwandeln. Dies, indem wir die Einnahmen verbessern und/oder die Ausgaben reduzieren.
Letztes könnte schwierig werden, bei der immer älter werdenden Bevölkerung und dem steigenden Betreuungsbedarf.
Wir dürfen uns nichts vormachen. Einsparungen bedeuten Verzicht. Das heisst aber nicht, dass im «Gartenhof» Personal entlassen wird. Stattdessen gilt es sorgfältig zu prüfen, wo noch Sparpotential besteht. Und ich will an dieser Stelle anmerken, dass die Überprüfung der betrieblichen Tätigkeiten des «Gartenhofs» ein Auftrag ist, den wir an der letzten Gemeindeversammlung von der Bevölkerung erhalten haben. Die Ergebnisse der Überprüfung durch den Beirat und erste konkrete Massnahmen werden wir in den kommenden Wochen publizieren.
Während andernorts Sparmassnahmen geprüft werden, wird aktuell das Gemeindehaus saniert. Ist das der richtige Zeitpunkt?
Darauf wurde ich auch schon angesprochen. Und ja, wenn man dieses Haus ansieht und hier täglich arbeitet, war es Zeit. Wir wollten jetzt sicherstellen, dass das Gebäude noch mindestens 10 Jahre seinen Dienst leisten kann – dafür waren eine Pinselrenovation und bestimmte Erneuerungen von WC-Anlagen und Haustechnik unerlässlich.
Was auch nicht überall auf Begeisterung stösst, ist die Sanierung der Hauptstrasse.
Hier ist der Kanton federführend.
Aber hat die Gemeinde das Optimum für Steinach herausgeholt?
Wir haben einen vernünftigen Perimeter ausgehandelt, sowohl finanziell als auch in Bezug auf die Sicherheit. Ursprünglich umfasste das Projekt die Strecke vom Bootshafen bis zur NLK. In diesem Fall wäre die finanzielle Belastung wesentlich höher gewesen. Der Anteil der Gemeinde beträgt rund eine Million Franken der Gesamtkosten von 2,97 Mio Franken.
Für den Steinacher Finanzhaushalt wäre es wesentlich, neue Steuerzahlende zu gewinnen. Dafür braucht es die Entwicklung von Arealen wie dem Saurer WerkZwei, der Werftstrasse oder dem Bildstock, was wiederum eine gültige Ortsplanungsrevision erfordert. Wie steht es um diese?
Die Ortsplanungsrevision geht im Herbst in eine zweite Mitwirkung. Dies aufgrund der Vorprüfung des Kantons, der Bedenken gegen die Umzonungen gewisser Areale von Wohn- und Gewerbezonen in reine Wohnzonen äusserte – zum Beispiel im Wohngebiet Schöntal. Denn dadurch würden sich für die benachbarten Industriebetriebe neue Anforderungen an den Lärmschutz ergeben, was nicht unsere Absicht sein kann.
Es dauert also noch eine Weile. Wieviele Steuereinnahmen würde Steinachs Defizit denn mildern?
Im Finanzplan stellen wir ein sich wiederholendes Defizit von 1 bis 1,5 Mio Franken fest. Solche Defizite haben wir aber auch schon in den Vorjahren budgetiert und sie sind zum Glück nicht eingetreten. Dennoch wäre es nicht falsch, wenn wir unsere (Steuer-)Einnahmen mittelfristig um rund eine Million Franken erhöhen könnten.
Und wann wird Steinach die Grenzen ihrer Infrastruktur erreichen?
Eine schwierige Frage. Die Grösse von 4000 bis 4100 Einwohnern in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren sollte mit der bestehenden Infrastruktur zu bewältigen sein.
Sie sind jetzt 53 Jahre alt. Sind Sie in zehn Jahren noch Gemeindepräsident von Steinach?
Für mich ist wichtig, dass die Aufgabe und das Umfeld stimmt. Kann ich mich damit identifizieren, kann ich mir das gut vorstellen.