Elterntaxis, nein danke!
Kim Berenice GeserEs ist 11.45 Uhr und Schulschluss in Roggwil. Rund 180 Kinder strömen aus den Klassenzimmern und machen sich unter anderem über den Kiesplatz Richtung St. Gallerstrasse auf den Heimweg. Just in diesem Moment fährt ein Auto auf den Platz, an den Kindern vorbei und der Fahrer parkt rückwärts ein. Auf einem Parkplatz vor einem Schulhaus bei Schulschluss ein Manöver mit Gefahrenpotenzial. «Es kommt deshalb auch immer wieder zu brenzligen Situationen, wenn sich Kinder zwischen den rangierenden Autos hindurchbewegen», weiss Debora Fuchs, Mitglied der Roggwiler Primarschulbehörde. Verursacht werden diese Situationen von Eltern oder anderen Bezugspersonen, die Kinder mit dem Auto von der Schule abholen. Zum Glück sei bis anhin noch nie etwas passiert. Damit dies so bleibt, will die Behörde zusammen mit der Schulleitung dem Problem der sogenannten Elterntaxis Einhalt gebieten. Dieses besteht in Roggwil seit mehreren Jahren.
Ein Plakat zeigt Wirkung
Immer wieder wurde in den Quartalinfos darauf hingewiesen, dass Elterntaxis auf dem Kiesplatz vor der Schule nicht erwünscht sind. Der Parkplatz ist dem Lehrpersonal vorbehalten. Darüber hinaus vertritt die Schule Roggwil – wie alle übrigen Schulen der «felix.»-Region auch – die generelle Haltung, dass Elterntaxis nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen sollen. «Der Schulweg ist ein wichtiges soziales Lernfeld für die Kinder», konstatiert Fuchs. Hier lernen Kinder Selbstständigkeit, Konfliktbewältigung und knüpfen und pflegen Freundschaften. Daneben sind sie an der frischen Luft und bewegen sich. «Wenn Eltern ihre Kinder wirklich einmal mit dem Auto zur Schule bringen müssen, werden sie gebeten, auf dem Parkplatz des Gemeindehauses zu parken.» Dieser ist nur 50 Meter vom Schulhausgelände entfernt, das An- und Wegfahren dort jedoch wesentlich sicherer.

Doch da einige Eltern diese Anweisung wiederholt ignorieren, hat die Schule Massnahmen geprüft. «Eine Schranke oder ähnliche bauliche Mittel sind jedoch aus diversen Gründen nicht umsetzbar und Bussen wollen wir keine erheben», erklärt Fuchs. Weshalb man sich nun für eine «sanftere Variante» entschieden hat: Neu prangt an der Hauswand zum Parkplatz ein grosses Plakat mit der Aufschrift «Lasst uns laufen! Elterntaxi, nein danke!». Wie Schulleiter Michael Meyer erfreut mitteilt, zeige der Aufruf bereits Wirkung. «Seit das Plakat hängt, verzeichnen wir eine Abnahme der Elterntaxis.» Aus Erfahrung weiss er aber auch, dass diese Entwicklung nicht von Dauer sein muss. Das bestätigt auch der Horner Schulpräsident André Mathis. In seiner Schulgemeinde sind Elterntaxis ebenfalls ein wiederkehrendes Problem, das nach gezielten Interventionen abnimmt. «Nachhaltig sehe ich hier überschaubaren Erfolg. Wir müssen stetig dranbleiben.» Auch in der PSG Arbon werden die Eltern regelmässig auf die Wichtigkeit des Schulweges als Lernfeld für die Kinder hingewiesen. Von einem Problem will man hier aber nicht sprechen, da das Aufkommen nicht alarmierend sei und je nach Wetter und Jahreszeit variiere.