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Fällen nur im Notfall

Jedes Jahr werden in Arbon mehrere Bäume gefällt. Und jedes Jahr sieht sich die Stadt deshalb mit Vorwürfen konfrontiert. So auch bei den jüngsten Fällungen entlang dem Velo- und Fussgängerweg bei der Kastanienallee am Seeufer.

Kim Berenice Geser

Kündet die Stadt Arbon Baumfällungen an, folgt die Kritik auf den Fuss. Diese und letzte Woche erreichten die Redaktion gleich mehrere Rückmeldungen zu den angekündigten und inzwischen vollzogenen Fällungen von fünf Kastanienbäumen entlang der Kastanienallee am See. Die geäusserte Kritik gleicht sich in ihrem Kern: Die besorgten Bürgerinnen und Bürger sind nach persönlichem Augenschein nicht vom schlechten Zustand der Bäume überzeugt. Sie zweifeln die Verhältnismässigkeit der radikalen Massnahme der Stadt, nämlich die Fällung der Bäume, an. Der zuständige Stadtrat Didi Feuerle (Grüne) kann die Betroffenheit ob dem Verlust der fünf alten Bäume verstehen. «Natürlich wühlt es auf, wenn man dabei zusieht, wie ein Baum in 30 Minuten gefällt und zu Kleinholz verarbeitet wird, der vorher hundert Jahre Zeit hatte, um zu wachsen.» Auch ihm gehe dieser Anblick nahe, so Feuerle. Was er jedoch nicht nachvollziehen kann, ist der Vorwurf, die Stadt fälle leichtfertig Bäume.

«Bäume werden erst ersetzt, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist.»
Didi Feuerle

Fällung nur bei Sicherheitsrisiko

Bäume, allen voran die alten Exemplare, seien ein wertvolles Gut der ökologischen Infrastruktur der Stadt Arbon, hält Feuerle fest. Gleichzeitig habe die Stadt die Pflicht, auf ihren Strassen und Wegen für Sicherheit zu sorgen. Der Zustand der Bäume auf dem Gemeindegebiet in der Stadt Arbon wird deshalb regelmässig durch Fachpersonen des Werkhofs kontrolliert. Zu einer Fällung auf Vorrat oder um den Anwohnenden mehr Säntis- oder Seesicht zu ermöglichen komme es nicht. Im Gegenteil: «Bäume werden erst ersetzt, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist.» Dies ist dann der Fall, wenn Bäume stark beschädigt, krank oder gar tot sind. Doch nicht immer seien diese Mängel von aussen sichtbar, sondern es bedürfe spezieller Abklärungen auf innere Hohlräume oder Fäulnisstellen. Stellen die Mitarbeitenden des Werkhofs bei einem Baum ein Sicherheitsrisiko fest, wird dieser nicht ohne Weiteres gefällt, sondern in einem ersten Schritt gepflegt und erst, wenn die Verkehrssicherheit mittels Pflegeschnitten nicht mehr gegeben ist, auf die Fäll-Liste gesetzt. Diese wird anschliessend von der Grünraumkommission kritisch begutachtet. Das siebenköpfige Gremium wird zurzeit von Didi Feuerle präsidiert. Er wird bei Abwesenheit durch Stadtpräsident René Walther vertreten. Weiter haben Einsitz: Erica Willi (Fachperson Natur- und Vogelschutz «Meise» Arbon und Umgebung), Laurenz Winkler (Fachperson Biologie), Feliciano Gervasi (Vertretung Primarschulgemeinde Arbon), Pit Altwegg (Fachperson Gärtnerei) und Manfred Birk von der Stadtgärtnerei als beratende Stimme. Gibt es Zweifel an der Notwendigkeit einer Fällung oder handelt es sich dabei um einen geschützten Baum, dann verlangt die Grünraumkommission zusätzlich ein externes Baumgutachten. Anschliessend gibt es von Seiten Grünraumkommission eine Empfehlung an den Gesamtstadtrat, der die Fällung beschliesst. Im Falle eines geschützten Einzelbaumes ist zudem die Bewilligung des Kantons von Nöten.

Eine Lücke in der Allee, doch in der Mitte des Baumstrunks sind die faulen Stellen deutlich erkennbar. Der Baum stellte ein Sicherheitsrisiko dar.
Eine Lücke in der Allee, doch in der Mitte des Baumstrunks sind die faulen Stellen deutlich erkennbar. Der Baum stellte ein Sicherheitsrisiko dar.
© Laura Gansner

Keine Fällung ohne Ersatzpflanzung

Die gefällten Bäume werden in der Regel mit der gleichen Baumart ersetzt. Ausnahmen gibt es in seltenen Fällen, wenn beispielsweise der gefällte Baum nicht heimisch ist und durch eine ökologisch wertvollere, einheimische Art ersetzt wird. Derzeit laufen die finalen Arbeiten an einem elektronischen Baumkataster, in dem die Stadt alle in ihrem Besitz befindlichen Bäume erfasst, inklusive ungefährem Alter, Art und Zustand. Stand heute sind im Kataster bereits über 2000 Bäume aufgeführt. «Bei einer solchen Anzahl ist es völlig natürlich, dass jedes Jahr ein paar davon ersetzt werden müssen», konstatiert Feuerle. In den letzten Jahren habe die Stadt jedoch immer mehr Bäume gepflanzt als gefällt. Der Trend sei klar, so der Stadtrat: «Wir wollen mit zusätzlichen Baumpflanzungen einerseits die Biodiversität fördern und andererseits dem Klimawandel entgegenwirken.»

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