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«Forster» steckt in der Krise

Der Küchenbauer Forster schuldet 135 Angestellten seit drei Wochen den Lohn. Mit leeren Versprechungen und geplatzten Finanzierungsdeals sorgt die Führungsetage seit Tagen für Schlagzeilen. Womit ihre Glaubwürdigkeit am Ende dieser Woche auf demselben Tiefstand ist wie ihre Zahlungsfähigkeit.

Kim Berenice Geser

Bei «Forster Swiss Home» herrscht Alarmstufe Rot. Der Küchenbauer mit Sitz in Frasnacht hat ein Liquiditätsproblem und konnte deshalb die Aprillöhne seiner 135 Mitarbeitenden bis heute nicht begleichen. Die missliche finanzielle Lage des Betriebs geriet ins Rampenlicht, nachdem die Thurgauer Zeitung die ausstehenden Lohnzahlungen letzte Woche publik machte. Die Firmenspitze begründete den Verzug damit, dass man in den vergangenen Monaten an einer «grundsätzlichen Optimierung» der Finanzstruktur gearbeitet habe. Im Zuge deren habe man einen neuen Finanzpartner für die zukünftige Zusammenarbeit gefunden. Der vorbereitete Wechsel hätte aber «aus formellen und technischen Gründen» nicht fristgerecht bis Ende Monat abgewickelt werden können. Die Verantwortlichen informierten daraufhin die Mitarbeitenden und stellten in Aussicht, besagte Schwierigkeiten bis Ende der letzten Woche zu beseitigen. Dazu kam es allerdings nicht.

Seilziehen mit Finanzpartner

Auch zu Beginn dieser Woche blieben die Löhne geschuldet. Mehr noch: Die Firmenleitung gab am Montag bekannt, der neue Finanzpartner – Odin Factoring AG in Baar – scheine sich nun «wider Erwarten kurzfristig zurückziehen zu wollen». Die Nachricht hätte alle überrascht, hiess es. «Es besteht keine Frage, dass die Löhne geschuldet und diese schnellstmöglich zu bezahlen sind», schrieb das Unternehmen in einer Stellungnahme. Der Verwaltungsrat sei dabei, Massnahmen zu beraten.

Hier war die Welt noch in Ordnung: Verwaltungsratspräsident Max Müller (in der Mitte) mit zwei Angestellten bei einem Firmenrundgang 2023.
Hier war die Welt noch in Ordnung: Verwaltungsratspräsident Max Müller (in der Mitte) mit zwei Angestellten bei einem Firmenrundgang 2023.
© Archiv

Man kündigte eine Mitarbeiter-Information auf den folgenden Tag an. Diese wurde jedoch auf Wunsch der Belegschaft auf Mittwochmorgen verschoben. In der Zwischenzeit hatten bereits erste Angestellte die Arbeit niedergelegt. Am Dienstag folgte die nächste Kehrtwende. Nun liess die Firmenleitung verlauten, die Odin Factoring AG habe signalisiert, «Forster» doch zur Seite stehen, die technischen Belange regeln und die Auszahlungen schnellstmöglich vornehmen zu wollen. Ein Hoffnungsschimmer, der aber nur von kurzer Dauer war. 

Die Lösung bleibt vorerst aus

An der Information, die auf 10 Uhr am Mittwochmorgen angesetzt war, nahmen fast die ganze Belegschaft, Verwaltungsratspräsident Max Müller, Verwaltungsrätin Ipek Demirtas und CEO Andreas Sandmann, sowie die Unia-Regionalvertreterin Anke Gähme teil. Es wurde versichert, dass man sich mit dem neuen Finanzpartner geeinigt habe und die Löhne bis 15 Uhr am selben Tag ausbezahlt würden. Gähme zeigte sich im Anschluss «skeptisch optimistisch». Sie halte wenig vom Vorgehen der Firma in den letzten Tagen und glaube erst an das Versprechen, wenn die Löhne tatsächlich auf den Konten eintreffen. Die Unia vertritt inzwischen zwei Drittel der Angestellten. «Die Mitarbeitenden stehen hinter ‘Forster’ und dem Produkt, haben aber den Glauben an die Leitung verloren», sagt sie. Und diesen Glauben wird die Belegschaft so schnell auch nicht wiedererlangen. Denn die Lohnzahlungen blieben bis Stand Donnerstagmorgen aus. Am Vorabend äusserte sich die Firmenleitung erneut in einer Stellungnahme. Die erarbeitete Finanzierung sei in Frage gestellt. Die Löhne bleiben also weiter offen, ebenso wie die Lösung für die Firma Forster Swiss Home. Weiter heisst es: «Verwaltungsrat und Geschäftsleitung bedauern diese Entwicklung ausserordentlich.» Weitere Informationen sollen folgen. 

Ein Ende wie bei «Alno»?

Für Anke Gähme kommt diese Nachricht nicht unerwartet. Sie zeigt sich besorgt im Hinblick auf den Erhalt der 135 Arbeitsplätze. «Ich hoffe nur, es endet nicht wie bei ‘Alno’, aber leider handelt es sich hier um dieselben Verantwortlichen.» Der deutsche Küchenhersteller und frühere Besitzer der Forster Stahlküchen ging 2017 Pleite. Seit Anfang 2025 läuft in Stuttgart in dieser Sache ein Prozess. Zu den Angeklagten der alten «Alno»-Führungsetage gehören auch Max Müller und Ipek Demirtas. Ihnen werden Insolvenzverschleppung, Kreditbetrug und Untreue vorgeworfen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Währenddessen wird in Arbon im Umfeld der jetzigen und ehemaligen Mitarbeitenden inzwischen offen darüber gesprochen, dass die finanziellen Missstände schon über ein Jahr andauern. Es ist die Rede von nicht bezahlten Lieferanten, verspäteten Lohnzahlungen, verprellten Kunden und Kündigungen. Auch der ehemalige Marketingleiter von «Forster» äussert sich auf der Netzwerkplattform LinkedIn: «Seit 1,5 Jahren gab es bei Forster Swiss Home AG schon etliche Probleme.» Diese werden sich auch mit Begleichen der Löhne nicht aus der Welt schaffen lassen. Aber es wäre ein erster wichtiger Schritt.

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