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Frischer Wind fürs alte Haus

Ein Haus, das die Roggwiler Gemüter nach wie vor bewegt, bietet Sybille Juchli den Raum, ihre Kreativität auszuleben und sie an Events mit anderen zu teilen. 

Manuela Müller

Die ehemalige Dorfbäckerei Farinoli sorgt in Roggwil weiterhin für Diskussionsstoff. Durch eine Aufnahme im kommunalen Schutzplan im Jahr 2019 durch die Gemeinde, ist das Haus denkmalgschützt. Der Status des Farinolihauses stösst vielen Roggwilerinnen und Roggwilern sauer auf. Denn sie wollen, dass im Zentrum etwas Neues entsteht – und in diesen Plänen hat ein solch altes Haus nichts mehr zu suchen. Jüngst gab die Kommission Zentrum Roggwil ihre drei möglichen Zukunftspläne bekannt (siehe Bereich unten). Jemand, der froh ist, dass das Farinolihaus dem Dorfzentrum noch erhalten bleibt, ist Sybille Juchli, die dem Haus mit Workshops und dem «Lädeli» im Erdgeschoss Leben einhaucht. 

Raum für Kreativität

«Alles begann mit einer Anfrage von Priska Eigenmann, die ihr Angebot mit Blumen ergänzen wollte», so Sybille Juchli. Als sich die ehemalige Mieterin des Hauses Ende des letzten Jahres entschied, eine neue Aufgabe in Angriff zu nehmen, hat die gelernte Floristin die nun als Gestaltungs- und Erlebnispädagogin tätig ist, die Chance ergriffen und einen Mietvertrag bis Januar 2026 unterschrieben. Nun betreibt sie im Farinolihaus eine Art Gemeinschaftsatelier mit einer Keramikkünstlerin und einer Malerin zusammen.

Die gelernte Floristin und Bewegungspädagogin Sybille Juchli haucht dem Farinolihaus mit ihrem Kursangebot frischen Wind ein.
Die gelernte Floristin und Gestaltungs- und Erlebnispädagogin Sybille Juchli haucht dem Farinolihaus mit ihrem Kursangebot frischen Wind ein. 
© Manuela Müller

Ganz so einfach gestaltet sich der Unterhalt des Hauses jedoch nicht. Das doch stark sanierungsbedürftige Gebäude bringt so seine Tücken mit sich: «Wir müssen mit den Umständen umgehen können. Für die nötige Heizung und Beleuchtung der Räume sorgen wir selbst und im Keller ist es eher feucht. Man kämpft dort deshalb immer wieder gegen Schimmel.» Aus diesen Gründen zahlt das Gemeinschaftsatelier einen niedrigen Mietzins für das Haus. Bei einem Rundgang durch die ehemalige Dorfbäckerei entdeckt man unter anderem kunstvoll gestaltete Zimmertüren, den alten Ofen der Bäckerei, ein Badezimmer wie anno dazumal oder die ehemalige Küche, deren Decke durch Hitze sichtlich mitgenommen und verrusst ist. In manchen Räumen, die nicht für Workshops, als kreativer Raum für die Künstlerinnen oder als Ladenfläche genutzt werden, scheint die Zeit still zu stehen. Laut Juchli habe das Haus an sich bereits seinen Charme und es brauche nicht viel, um in ihm ein ansprechendes Ambiente zu schaffen. 

Erfahrungen die bleiben

Um auch Besuchern die Räumlichkeiten, in denen die Nutzung möglich ist, näher zu bringen, hat Sybille Juchli verschiedene Workshops und Events geplant. Das Kursangebot im Farinolihaus umfasst Kreatives und Soziales wie zum Beispiel ein Eltern-Kind-Vortrag, Keramik-Kurse oder Kräuterspaziergänge. «Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sollen ihre Kreativität walten lassen und bei uns eine schöne Zeit in Gesellschaft verbringen, sagt Juchli und fügt an: «Viele hängen an diesem Haus. Es war mal ein Treffpunkt und das soll es heute auch weiterhin sein.»

Varianten zur Roggwiler Zentrumsgestaltung

Die Kommission Zentrum Roggwil stellt im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde drei Varianten für das weitere Vorgehen in Bezug auf den Ochsen und das Farinoli-Haus vor. Die Stimmberechtigten sollen darüber entscheiden, für welche der Varianten ein konkreter Planungskredit ausgearbeitet werden soll. Aus dem vorliegenden Planungsresultat soll eine Schutzplanentlassung des Farinoli-Hauses beantragt werden. Wird diese negativ beurteilt, muss ein Bauprojekt als Teillösung ausschliesslich auf der Ochsen Parzelle realisierbar sein. 
Die Varianten im Überblick:

Die Gemeinde baut selber mit einer Eigennutzung mit Gemeindehaus und Zusatzräumen beziehungsweise Wohnungen sowie einer Tiefgarage. 

Die Gemeinde gibt das Grundstück im Baurecht nach durchgeführten Architektur-Wettbewerbsverfahren ab. Dabei wird primär eine Wohnnutzung gesehen. Parkplätze befinden sich ebenfalls in einer Tiefgarage.

Die Gemeinde verkauft die Grundstücke an einen Investor, welcher im Rahmen eines mehrstufigen Wettbewerbs ermittelt werden soll. Die Rahmenbedingungen für die Bebauung werden von der Gemeinde im Vorfeld der Planung klar definiert. Die Nutzung wird durch den Investor bestimmt, welche im Rahmen der zonenplanerischen Möglichkeiten definiert sind.

Bei der ersten Variante würde für das heutige Gemeindehaus eine neue öffentliche Nutzung erarbeitet. Bei Variante 2 und 3 bliebe das Gemeindehaus am bisherigen Standort, müsste allerdings zeitnah saniert werden. Das Vorgehen mit den oben aufgeführten Varianten beurteilt die Kommission Zentrum als «erfolgsversprechenden Weg», um einen nächsten Projektschritt anzustossen. Am Montag, 18. August, ist eine Informationsveranstaltung und am Montag, 15. September, eine ausserordentliche Gemeindeversammlung zu diesem Thema geplant. 

red

Kurse im Farinolihaus

Die nächsten beiden Events im Farinolihaus finden mit dem Vortrag «Eltern-Kind-Bindung verstehen und stärken» am Freitag, 16. und dem «Kräuterspaziergang» am Samstag, 17. Mai statt. Das aktuelle Kursangebot wird jeweils auf farinolihuus.ch veröffentlicht. 

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