Geschäft als Lebenselixir
Manuela MüllerSeit 1975 führt Peter Mayr sein Geschäft am Fischmarktplatz in Arbon. «Ich war damals erst 24 Jahre alt, als mein Vater und ich die Idee hatten, nebst dem Uhrengeschäft einen Optikerladen zu eröffnen», erinnert er sich. Bereits in seiner Kindheit faszinierten ihn die Brillen, die auch ihren Platz im Uhrengeschäft seines Vaters fanden. «Der Beruf des Optikers gefiel mir schon damals. Er verbindet Mode und den Kontakt mit Menschen», schwärmt der 74-Jährige. Wenig hielt er allerdings von der damaligen Berufsuniform. «Meine Mutter ermahnte mich während meiner Anfänge stets mit ‘Burscht, zieh deine Schürze an’, damit ich gepflegt aussah, wie sie fand», erzählt Mayr schmunzelnd. Ihm war die weisse Schürze jedoch zu steif und förmlich. «Ich fühlte mich wie ein Doktor, dabei bin ich doch ein Handwerker.»
Veränderungen vorprogrammiert
Heute ist die Schürze längst passé. Und nicht nur das. Seit Mayrs Anfängen als Augenoptiker hat sich Einiges verändert: Brillengläser wurden immer präziser, es gibt mittlerweile hunderte verschiedene Modelle und Hersteller, die Technologie machte riesige Fortschritte, die Preisspanne wurde immer grösser und die Konkurrenz durch Online- und Grosshändler in den vergangenen Jahren immer stärker.
«Am wichtigsten bei all dem ist mir, dass meine Kunden gut sehen und gut aussehen.»
Und auch im Laden blieb nicht alles beim Alten. Zweimal wurden die Räumlichkeiten umgebaut und das Angebot ausgebaut. An eine dieser Veränderungen erinnert sich Mayr noch genau: «1991 hatten wir unseren ersten Computer im Geschäft. Wir sassen stunden-, wenn nicht wochenlang dran, um alle Daten zu digitalisieren.» Dem technologischen Wandel zum Trotz war und ist es Mayr allerdings wichtig, dass das Handwerk in seinem Laden erhalten bleibt. Bis heute verglast er die Brillen seiner Kundschaft selbst und bietet auch Reparaturen an. «Das ist mir ein Anliegen, ich will den Kunden nicht bei jeder Kleinigkeit partout eine neue Brille aufschwatzen. Wenn sich etwas reparieren lässt, mache ich das gerne.» Für ihn ist das bisweilen auch eine Herausforderung. «Am wichtigsten bei all dem ist mir, dass meine Kunden gut sehen und gut aussehen.»
An Bewährtem festhalten
Peter Mayr wollte mit seinem Betrieb nie grösser werden. «Mein Augenmerk lag schon immer auf der kompetenten Serviceleistung und einem kompakten Angebot», betont er. In seinem Geschäft finden sich deshalb vorwiegend Brillen französischer und italienischer Designer, die keine Massenware produzieren. Was seine Mitarbeitenden anbelangt, hielt Mayr das Team ebenfalls stets bewusst klein: «Ich hatte in den ersten 30 Jahren verschiedene Angestellte, die mich jeweils für etwa sieben bis acht Jahre im Betrieb unterstützt haben.»

Seit 20 Jahren arbeitet er allein. «Ich komme gut aus, auch weil ich an meinem Standort nicht mehr so viel Laufkundschaft habe.» Früher war das anders, als Saurer und die Post ihre Standorte noch im Städtli hatten. Diesen Zeiten trauert er dennoch nicht nach. Auch wenn er vor über zwei Jahrzehnten einmal mit einem Standortwechsel liebäugelte. Daraus wurde aber nichts. «Gott sei Dank», sagt Mayr heute und scherzt, «es musste wohl so sein, dass ich dem Städtli erhalten bleibe.»
Balance von Arbeit und Erholung
Seit neun Jahren könnte Mayr dem Ruhestand frönen. Stattdessen steht er noch immer von Dienstag bis Samstag im Geschäft, begrüsst Stamm- wie Neukunden und immer mal wieder Freunde für einen Kaffee und einen Schwatz. In seiner Freizeit macht er ausgiebige Ausfahrten mit dem Motorrad, an dem er auch gerne zuhause schraubt. Und natürlich denkt er dazwischen über das Aufhören nach. Wann er den definitiven Schlussstrich ziehen will, weiss er Stand heute nicht. «Ich hätte bereits Interessenten. Mit meiner Tätigkeit als Optiker habe ich jedoch meinen Lebensinhalt und ein Hobby, das mir nach wie vor viel Freude bereitet.» Sich nur noch dem Haushalt zu widmen, ist für ihn im Moment keine Option. «Ich arbeite noch, solange es mir Spass macht.»