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Grüne Wärme für Arbon

In den Arboner Haushalten soll in Zukunft nachhaltiger geheizt werden. Mit diesem Ziel schliessen sich vier Energieunternehmen zusammen, um gemeinsam ein umfassendes Fernwärmenetz aufzubauen: der Wärmeverbund Arbon.

Kim Berenice Geser

Fernwärme aus erneuerbaren Energien ist in der ganzen Schweiz auf dem Vormarsch. Auch in Arbon will man künftig auf diese nachhaltige Wärmeversorgung setzen. Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits heute existieren im Stadtgebiet vereinzelte kleinere Wärmeverbunde. Betrieben werden diese von der Arbon Energie AG sowie der «Primeo Energie». Doch diese beiden Player auf dem Arboner Energiemarkt wollen künftig grösser und umfassender denken. Sie haben sich deshalb mit zwei weiteren Partnern, den St. Galler Stadtwerken (ebenfalls in Arbon aktiv) und der Zürcher Firma Energie 360°, zusammengeschlossen. Gemeinsam planen die vier Energie-
unternehmen in den kommenden Jahren den Aufbau eines flächendeckenden Fernwärmenetzes in Arbon. Geschätzter Kostenpunkt: 70 bis 80 Mio. Franken. Ihre Zusammenarbeit und das Projekt gaben die Firmen Mitte Woche offiziell bekannt. Um den Wärmeverbund zu realisieren und zu betreiben, gründen die vier Projektpartner in den kommenden Monaten die Arbon Wärme AG. Bevor in der ganzen Stadt neue Leitungen verlegt werden, wird das neue Angebot jedoch erst in einer sogenannten «Pionierphase» auf die Probe gestellt.

Seewärme muss warten

In diesem ersten Ausbauschritt, der bereits 2026 realisiert werden soll, wird ein Gebiet nördlich der St. Gallerstrasse erschlossen. Die Kosten hierfür von rund einer Million Franken teilen sich die vier Energieunternehmen. Das «Pioniergebiet» ist im Westen von der Thurgauerstrasse und im Osten von der Aach begrenzt und besteht aus gut 100 Liegenschaften. «Es ist repräsentativ für Arbon», erklärt Silvan Kieber, Geschäftsführer der Arbon Energie AG, die Wahl. Tatsächlich ist in der 2022 vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie für einen Seewasser Energieverbund festgehalten, dass die Wärmenachfrage im Stadtgebiet nördlich der St. Gallerstrasse bis heute hauptsächlich mit fossilen Energieträgern gedeckt ist.

Das von den Projektpartnern als «Pioniergebiet» bezeichnete Areal, welches zuerst an das neue Fernwärmenetz angeschlossen werden soll, befindet sich nördlich der St. Gallerstrasse zwischen Thurgauer- und Schützenstrasse.
Das von den Projektpartnern als «Pioniergebiet» bezeichnete Areal, welches zuerst an das neue Fernwärmenetz angeschlossen werden soll, befindet sich nördlich der St. Gallerstrasse zwischen Thurgauer- und Schützenstrasse.
© Kevin Fitzi

Besagte Studie der CSD Ingenieure AG, welche die wirtschaftliche, technische und ökologische Machbarkeit der thermischen Nutzung des Bodensees prüfte und positiv beurteilte, war überdies auch der Anstoss für die heutigen Fernwärmepläne. Wenngleich diese vorerst ohne Energie aus dem Bodensee realisiert werden. Als Wärmequelle dient in der Pionierphase der bestehende Holzheizkessel der «Primeo Energie». Zudem wird Abwärme aus der ARA Morgental mit einer Wärmepumpe aufbereitet. Der See als Wärmespender würde erst in einer späteren Phase hinzukommen, da es sich hierbei um ein umfassenderes Projekt handeln würde. Denn ob und wie der Wärmeverbund ausgebaut wird, wollen die vier Projektpartner aufgrund der Erkenntnisse aus der Pionierphase entscheiden. Konkret bedeutet dies: Finden sich genug Abnehmende für die Fernwärme, wird der Parameter etappenweise auf weitere Quartiere ausgeweitet. 

Fernwärme für Sparfüchse

Die Liegenschaftsbesitzenden der ersten Etappe werden derzeit über das neue Angebot informiert; die Akquise soll bereits im ersten Quartal des neuen Jahres abgeschlossen werden. Und in zehn Jahren, so die Vision der vier Projektpartner, soll Arbon grossflächig mit Fernwärme erschlossen sein. «Ich bin zuversichtlich, dass das klappt», sagt Kieber. Nicht nur, weil auch die Stadt Arbon das Vorhaben unterstützt, welches sie als klimafreundlich und standortfördernd bezeichnet, sondern auch, weil die Umrüstung durchaus lukrativ sein kann: «Die Leitung kommt von uns, der Kunde bezahlt nur den Wärmetauscher», erläutert er. Da dessen Einbau von Stadt und Kanton gefördert werde, bliebe unter dem Strich nicht viel finanzielle Eigenleistung. Abgerechnet wird künftig nach Verbrauch in Kilowattstunden. 

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