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Kantine wird zum Denkmal

Einmal mehr sorgt die ehemalige «Wunderbar» für wundersame Ereignisse. Diese Woche gab der Arboner Stadtrat bekannt, die alte Saurer-Kantine nach jahrelangem Hin und Her nun doch unter Schutz zu stellen. Die Inhaberin ist baff, der Heimatschutz hoch erfreut.

Kim Berenice Geser

Die ZIK Immo AG hat lange auf diesen Entscheid gewartet. Mit dem Ergebnis hat die Inhaberin der ehemaligen Saurer-Kantine jedoch nicht gerechnet. «Aufgrund einer gegenüber früher veränderten Ausgangslage stuft der Arboner Stadtrat die ehemalige Saurer-Kantine neu als schutzwürdig ein.» So lautet der Beschluss, den die Stadt diesen Dienstag bekannt gab. Er reiht sich nahtlos in den turbulenten Lebenslauf des geschichtsträchtigen Gebäudes ein. Kurz zur Rekapitulation: 2019 beantragte die ZIK Immo AG den Abriss des damals noch als «Wunderbar» bekannten Systembaus am Seeufer. Trotz Unterschriftensammlung wurde das Gesuch im Februar 2021  vom Stadtrat bewilligt, die eingegangenen Einsprachen abgewiesen. In der Folge legten die Einsprechenden, darunter auch der Thurgauer Heimatschutz, Rekurs beim Kanton ein. Diese Rekurse wurden vom kantonalen Departement für Bau und Umwelt (DBU) gutgeheissen, unter anderem mit der Begründung, die Schutzwürdigkeit des Gebäudes sei nicht eingehend geprüft worden. Das DBU wies den Stadtrat daraufhin an, dies nachzuholen und den Abbruchentscheid entsprechend neu zu beurteilen. Dies obwohl die Saurer-Kantine im 2019 vom Kanton genehmigten Schutzplan nicht aufgeführt ist. 

Öffentliches Interesse überwiegt

Das war im Mai 2022. Seither stufte ein im Oktober 2022 eingegangenes Gutachten das Gebäude als schutzwürdig ein. Ebenso ein zweites, vom Stadtrat in Auftrag gegebenes Gutachten, welches das erste überprüfen sollte und 2023 die Befunde der ersten Untersuchung vollumfänglich stützte. «Beide Gutachten, erstellt von unabhängigen Fachpersonen, bezeichneten die ehemalige Saurer-Kantine als kultur- sowie architekturgeschichtlich bedeutsam und somit schutzwürdig», heisst es in der Medienmitteilung der Stadt von dieser Woche.

«Die Chance, dass wir rechtliche Schritte ergreifen, ist gross.»
Koni Fischer

Wer die Gutachter sind und wie sie zu ihren Ergebnissen gelangten, dazu nimmt die Stadt unter Berufung auf das laufende Verfahren keine Stellung. Nachdem Anfang dieses Jahres in einem dritten Gutachten zudem die städtebauliche Bedeutung des Standorts beurteilt wurde, gelangte der Stadtrat diese Woche zum Schluss: Am Erhalt der Saurer-Kantine besteht ein überwiegendes öffentliches Interesse und gegen eine Unterschutzstellung spricht nichts. 

Ein willkürlicher Entscheid

Dem würden die Inhaber der ZIK Immo AG nur schon deshalb widersprechen, weil für das ZIK-Areal ein rechtsgültiger Gestaltungsplan existiert, der bauliche Eingriffe am Standort der Kantine zulässt. Hinzu kommt die bereits erwähnte fehlende Auflistung im Schutzplan. Da sich dies im Widerspruch zu den Gutachten befindet, hat der Stadtrat laut eigenen Angaben die Sachlage «intensiv und mit juristischer Unterstützung diskutiert». Sein Fazit: Die Ergebnisse der neuen Gutachten sind höher zu gewichten als frühere Argumentationen.

Totgeglaubte leben länger: Die Saurer-Kantine entgeht ihrem Abriss erneut.
Totgeglaubte leben länger: Die Saurer-Kantine entgeht ihrem Abriss erneut.
© Laura Kappeler

Sehr zum Erstaunen der Liegenschaftsbesitzer: «Damit haben wir nicht gerechnet», sagt Koni Fischer, Mitinhaber der ZIK Immo AG. Der Entscheid entbehrt seines Erachtens nicht einer gewissen Willkür. «Aber scheinbar ist ein solcher Beschluss in der jetzigen Zusammensetzung des Stadtrates möglich.» Sobald die schriftliche Begründung der 180-Grad-Wende des Stadtrats vorliegt, will man über das weitere Vorgehen entscheiden. «Die Chance, dass wir rechtliche Schritte ergreifen, ist jedoch gross», hält Fischer fest. 

Risiko für Präjudiz?

Freude herrscht indes beim Heimatschutz. Dass der historische Wert der Saurer-Kantine nun doch erkannt wurde, ist für Geschäftsführer Gianni Christen ein Etappensieg. Denn dem architektonischen Saurer-Erbe sei sowohl von der Stadt, der Denkmalpflege als auch vom Heimatschutz zu spät Bedeutung beigemessen worden. Dass die Stadt mit diesem Entscheid Präjudiz schaffen könnte und künftig auch in anderen Fällen bereits rechtskräftige Planungsinstrumente gegen einen neuen Schutzstatus aufgewogen würden, sieht er nicht als Risiko. «Es gibt ja auch die umgekehrten Fälle, in denen geschützte Objekte aufgrund eines überwiegenden Interesses wieder aus dem Schutzplan entlassen werden.» Auch Stadtpräsident René Walther will von Präjudiz nichts wissen: «Hier geht es um einen Einzelfall, für den wir vom Kanton einen klaren Auftrag zur Prüfung erhalten habe.» Ob diese Prüfung auch Stand hält, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. 

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