zum Inhalt springen

·

Zur Artikelübersicht

Lücke zwischen Gemeinderat und Volk

Die Roggwiler Gemeindeversammlung zur Rechnung 2023 ging verhältnismässig ereignislos über die Bühne. Die fehlenden Wortgefechte sind aber weniger als Zustimmung und mehr als die potentielle Ruhe vor dem Sturm zu deuten.

Laura Gansner

Der Roggwiler Gemeindepräsident Urs Koller bedient sich zur Begrüssung der anwesenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger – insgesamt 130, was rund 5,5 Prozent der Stimmbevölkerung ausmacht – an der Gemeindeversammlung am vergangenem Montag eines den Anwesenden bekannten Bildes: der Brücke über den Haselbach. «Auch wir wollen heute Brücken bauen», spricht er in die Evangelische Kirche hinein, ohne zu ahnen, dass er damit bei einem der Anwesenden einen wunden Punkt getroffen hat. Denn nach der Vorstellung der Jahresrechnung 2023, welche mit einem Ertragsüberschuss von 314 466 Franken und damit mit einer Abweichung vom Budget von 700 266 Franken abgeschlossen hat, meldet sich Max Stielhart zu Wort. Er bemängelt die nicht vorhandene Transparenz über die Gründe für den Nachtragskredit von rund 90 000 Franken sowie die dauerhafte Beleuchtung der Brücke bei Nacht: «Roggwil ist eine Energiestadt und deshalb dazu verpflichtet, haushälterisch mit Energieressourcen umzugehen.» Urs Koller pflichtet ihm bei und betont, dass sie bereits «mit Experten» nach einer Lösung des Problems suchen. Zum Nachtragskredit für die Brücke könne er nicht viel sagen: «Das Geschäft wurde vor meiner Zeit behandelt.» Dem Antrag zur Genehmigung der Jahresrechnung 2023 tat das Votum keinen Abbruch. Die Stimmbevölkerung gab dem Gemeinderat grünes Licht.

Der Roggwiler Gemeindepräsident Urs Koller stellte den anwesenden Stimmberechtigten die nächsten Schritte für die Zentrumsplanung vor.
Der Roggwiler Gemeindepräsident Urs Koller stellte den anwesenden Stimmberechtigten die nächsten Schritte für die Zentrumsplanung vor.
© Laura Gansner

Ob sie dies auch für die weiteren Schritte zur Zentrumsentwicklung tun werden, wird sich an der nächsten Gemeindeversammlung im Dezember zeigen. Bis dann nämlich will der Gemeinderat «Vorgehensklärungen» treffen, sprich: Stimmen zum Vorhaben aus der Bevölkerung sammeln. Wie genau dies vonstattengehen soll, werde zeitnah bekannt gegeben, so Koller. Wie sich der Gemeinderat die weiteren Planungsschritte vorstellt, ist bereits klar: Das Gemeindehaus soll an der St. Gallerstrasse 64 bleiben und saniert werden und für das Zentrum soll ein Investoren- und Architekten-Wettbewerb durchgeführt werden, bei welchem die Rahmenbedingungen für die Gestaltung von der Gemeinde definiert werden. Das sei bis jetzt die Perspektive des Gemeinderates, betont Koller: «Aber vielleicht werden sie, liebe Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, uns mit ihrer Einbringung im Prozess auf ganz neue Ideen bringen.» Dass in der Angelegenheit eine Sache ausschlaggebend sein wird, lässt die Wortmeldung von Hansueli Walser erahnen. Der ehemalige Gemeinderat spielt auf eine aus seiner Sicht nach wie vor mögliche Entlassung des Farinoli-Hauses aus dem Schutzplan der Kulturobjekte an. Und erntet dafür spontanen Applaus, der deutlich macht: Gemeinderat und Bevölkerung haben in der Causa Farinoli-Haus noch einige Brückenbau-Arbeiten vor sich.

Anzeigen