Neue Heimat für Steinacher Schützen
Kim Berenice GeserDas Ende des Schützenvereins Steinach hätte sich mittelfristig ohnehin abgezeichnet. Der Mitgliederschwund der vergangenen Jahre hinterliess seine Spuren und die Anlage wurde auch nicht jünger. Der Konflikt eines Anstössers mit der Gemeinde hatte den Prozess nun aber um zehn Jahre vorgezogen, wie der ehemalige Vize-Präsident des Schützenvereins Steinach Thomas Gächter erklärt. Das Problem war der Zielhang, der sich auf dem Boden des besagten Anstössers befindet. Für dessen Nutzung besteht eine Vereinbarung zwischen Gemeinde und Grundbesitzer, der für die Fremdnutzung von der Gemeinde entschädigt wird. Im letzten Jahr nun trat der Besitzer mit neuen Forderungen an die Gemeinde heran, welche diese nicht erfüllen wollte. «Daraufhin genehmigte der Landbesitzer unseren Schiessplan nicht», führt Gächter aus. In der Folge davon konnte der Verein sein Jahresprogramm nicht mehr zuhause durchführen, sondern musste nach Goldach ausweichen. Einzig die drei obligatorischen Bundesübungen fanden 2023 noch auf der Steinacher Schiessanlage statt. Diese wurden jeweils vom Steinacher Schützenverein im Auftrag der Gemeinde ausgerichtet.
Zwischen den Fronten
«Als sich abzeichnete, dass zwischen Gemeinde und Grundbesitzer keine Lösung zustande kommt, mussten wir einen Entscheid fällen.» Das Ergebnis: die Auflösung des Vereins. Die Steinacher Sportschützen fanden in Goldach ein neues Zuhause. «Wir wurden dort überhaus herzlich aufgenommen», freut sich Gächter. Auf das Aus des Steinacher Schützenvereins blickt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Tatsächlich sei diese Lösung, so paradox dies auch klingen möge, ein Gewinn für alle beteiligten Vereine. Denn der Mitgliedermangel mache nicht nur den Steinacher Schützen zu schaffen. «Die meisten Schützenvereine leiden darunter», weiss Gächter. Mit dem Beitritt der Steinacher in den Schützenverein Goldach gewinnt dieser nun auf einen Schlag rund 15 neue Mitglieder, «die sich auch im Verein einbringen werden», so Gächter. Gleichzeitig sei es schade, dass das Ende des Steinacher Vereins so hatte ablaufen müssen. Man sei in der Meinungsverschiedenheit zwischen Gemeinde und Grundbesitzer zwischen die Fronten geraten. «Wir hätten uns hier mehr Unterstützung durch die Gemeinde gewünscht», hält Gächter fest. Dies auch deshalb, weil man in den vergangenen Jahren eine gute Zusammenarbeit gepflegt hatte.
Nächster Schritt: Rückbau
Gemeindepräsident Michael Aebisegger zeigt Verständnis für die Enttäuschung der Steinacher Schützen. «Wir haben versucht, mit dem Grundeigentümer eine Lösung zu finden, leider ist uns das nicht gelungen.» Für das Entgelt der Fremdnutzung landwirtschaftlicher Flächen gäbe es jedoch Richtwerte vom Amt für Landwirtschaft, an denen sich die Gemeinde orientiere. Hier sei deshalb kaum Verhandlungsspielraum offen. Zudem betont Aebisegger hätte die Schiessanlage trotz des Konflikts der Gemeinde mit dem Grundbesitzer weiter genutzt werden dürfen: «Für die Anlage besteht eine Dienstbarkeit, die im Grundbuch eingetragen ist.» Man hätte diesbezüglich auch ein Gerichtsverfahren in Kauf genommen, wäre es so weit gekommen. «Ich verstehe aber die Verunsicherung des Schützenvereins in dieser Sache», sagt Aebisegger und fügt an, es sei nie das Bestreben der Gemeinde gewesen, dass sich der Verein auflöst. Dies auch deshalb, weil die Gemeinde aufgrund des Leerstands der Schiessanlage nun mit neuen Aufgaben betraut ist: der Zuweisung auf eine neue Anlage (siehe Kasten) sowie dem Rückbau und den Stilllegungsmassnahmen. Bezüglich der nun anstehenden Altlastensanierung des Zielhangs werden Bodenuntersuchungen vorgenommen. Wie die Gemeinde mit dem Schützenhaus weiter verfahren will, ist noch unklar. «Da das Schützenhaus lediglich im Baurecht am bestehenden Ort erstellt wurde, muss der Fortbestand mit dem Grundeigentümer geklärt werden», so Aebisegger. Es gäbe auf jeden Fall schon Interessenten für die Liegenschaft.
Muolen stellt Anlage zur Verfügung
Mit der Auflösung des Schützenvereins und der Einstellung des Schiessbetriebs im Buholz musste die Gemeinde nach einer Alternative für die Steinacher Obligatorisch-Schützen suchen. Denn sie ist verpflichtet, diesen zur Erfüllung ihrer Pflicht einer 300-MeterSchiessanlage zuzuweisen und diese zu unterhalten. Was jedoch auch ausserhalb des Gemeindegebietes geschehen kann. Neu hat Steinach deshalb mit der Gemeinde Muolen ein Nutzungsrecht an der 300-Meter-Schiessanlage «Blasenberg» vereinbart. Steinach bezahlt Muolen für dieses Nutzungsrecht und die Durchführung des Schiessens ausser Dienst eine jährliche Abgeltung von pauschal 3500 Franken, basierend auf den Betriebs- und Wartungskosten.