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Nicht schweizerisch genug?

Das Roggwiler Schuhunternehmen Kybun Joya ist ins Visier des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum geraten. Zu Unrecht, wie CEO Claudio Minder befindet.

Kim Berenice Geser

Stein des Anstosses für das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) ist das kleine Schweizer Kreuz an den Joya-Schuhen. Das Bildzeichen gilt als Herkunftsangabe. Eine solche darf zwar frei verwendet werden, allerdings nur «sofern die fraglichen Waren oder Dienstleistungen tatsächlich aus der Schweiz stammen», wie das IGE auf ihrer Webseite schreibt. Das Schweizer Kreuz sei quasi eine Garantie, dass da, wo Schweiz draufsteht, auch Schweiz drin ist. Um diese Anforderung zu erfüllen, sollten bei Schweizer Industrieprodukten mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen. Zusätzlich muss ein wesentlicher Fabrikationsschritt hier erfolgen. Aus diesem Grund darf «Toblerone» das Matterhorn nicht mehr auf ihrer Verpackung abbilden: Die Produktion wurde Ende 2023 in die Slowakei verlegt. Auch die Schweizer Schuhmarke On steht seit Kurzem unter Beschuss, weil sie ein Schweizer Kreuz auf ihren Schuhen hat, diese jedoch in Asien produziert. Der Vorwurf des Verstosses gegen die «Swissness-Regel» muss sich nun auch die Schuhmarke «Joya» gefallen lassen.

Mit falschen Federn geschmückt

Beim Roggwiler Schuhunternehmen Kybun Joya würden die Anforderungen für die Herkunftsangabe im Bezug auf die Joya-Schuhe nicht eingehalten, sagte David Stärkle, Jurist beim IGE, kürzlich in einem Interview mit TVO. Denn die JoyaSchuhe werden, anders als ihre Schwestermarke Kybun, nicht in Sennwald sondern in Südkorea gefertigt. Für Stärkle schmückt sich das Roggwiler Unternehmen in diesem Fall mit falschen Schweizer Federn. Ein Vergehen, das laut seiner Aussage mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann. Im Gespräch mit TVO gibt Stärkle an, Kontakt mit «Kybun Joya» aufnehmen zu wollen, um die Angelegenheit zu erörtern. Tatsächlich sei bei ihnen seit dem TV-Bericht von letzter Woche bereits ein Schreiben des IGE eingegangen, sagt Claudio Minder, CEO von «Kybun Joya», auf Anfrage von «felix.». Darin wird um eine Stellungnahme in der Causa Schweizer Kreuz gebeten. «Diese werden wir nun selbstverständlich abgeben», so Minder.

«Natürlich ist es wichtig, dass der Konsument nicht getäuscht wird»
Claudio Minder

Schweizer Werte leben

Vom Vorwurf des Etiketten-Schwindels will der «Kybun Joya»-CEO aber nichts wissen. «Auf unseren Joya-Produkten sind keine falschen Herkunftsangaben deklariert», sagt Minder. Man weise deutlich aus, dass die Joya-Schuhe «made in South Korea» seien und habe nie behauptet, dass diese «Swiss made», also in der Schweiz produziert seien. Das Schweizer Kreuz beziehe sich auf die hier entwickelte Technologie. «Diese ist faktisch Swiss made und auch in der Schweiz patentiert», stellt Minder klar. Ihn irritiert das von ihm als «wirtschaftsfeindlich» bezeichnete Vorgehen des IGE. «Natürlich ist es wichtig, dass der Konsument nicht getäuscht wird», führt Minder aus. Auch «Kybun Joya» habe schon unter dem Missbrauch der Herkunftsangabe gelitten: Raubkopien ihrer Schuhe wurden inklusive Schweizer Kreuz im Ausland verkauft. «Damit wird der Kunde mit einem falschen Qualitätsmerkmal in die Irre geführt.» In ihrem Fall sei der Vorwurf, nicht genug schweizerisch für das Schweizer Kreuz zu sein, allerdings eine Farce. «Wir sind ein Schweizer Unternehmen, das in der Region verankert ist und Schweizer Werte lebt.» Letzteres gelte auch für die Produktionsstätten im Ausland. Zudem kläre man aktuell ab, Teile der Joya-Schuhproduktion ebenfalls in die Schweiz zu holen. Ein Unterfangen, dass aber nicht ganz einfach sei und Zeit brauche. «Wir können nicht von heute auf morgen die Produktion in Sennwald verdoppeln», konstatiert Minder. Und auch die Rekrutierung von Fachkräften und der Aufbau der Lieferketten sei eine Herausforderung, denn die Schweiz sei kein traditionelles Schuhproduktions-Land. Dennoch wolle man in den Standort Sennwald investieren. Ob sich das IGE von diesen Argumenten überzeugen lässt, wird sich zeigen. Minder zeigt sich aktuell optimistisch, dass das Kreuz bleiben darf.

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