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Sportplatz wird zum Druckmittel

Die Schulgemeinde Stachen braucht mehr Schulraum. Dafür soll der Sportplatz Stachen genutzt werden. Doch nun stellt ein Postulat aus dem Arboner Stadtparlament das Vorhaben in Frage.

Laura Gansner

«Spiel mir den Ball zu!», schallt eine Kinderstimme über die Wiese hinter dem Schulhaus Stachen. Schülerinnen und Schüler rennen einem Ball hinterher, geschickt den Visieren ausweichend, die zwischen ihnen in die Höhe ragen. «Im Sommer soll unser Provisorium dastehen», erklärt die Stachener Schulleiterin Maria Leonardi. Sie betont, dass es sich dabei um eine Übergangslösung von sieben Jahren handle. Es sei ein nötiger Zwischenschritt, da die Anzahl der Schulkinder rasant ansteige. In den nächsten Jahren sind rund 100 neue Schülerinnen und Schüler zu erwarten – weit mehr, als die Räumlichkeiten des alten Schulhauses Stachen aufnehmen können. Mit dem Provisorium sollen bis 2030 zwei zusätzliche Klassenräume gesichert werden. Bis dahin soll neuer Schulraum auf dem Sportplatz Stachen entstanden sein. «Wir haben eigentlich alle Unterlagen griffbereit, jetzt warten wir noch auf ein definitives ‹Okay› von Seiten der Stadt Arbon», erzählt Leonardi zuversichtlich kurz vor der letzten Arboner Parlamentssitzung. In dieser wird ein Postulat eingereicht, welches dieses «Okay» ins Wanken bringen könnte.

Überall fehlt es an Platz

«Abgabe Sportplatz Stachen für ein Schulzentrum Stachen» titelt das Postulat, welches Riquet Heller (FDP) als einer der Erstunterzeichner im Parlament von vergangener Woche beim Stadtrat erinreichte.

Der erste Schritt, um dem Platzmangel entgegenzuwirken, ist das entstehende Provisorium auf der Wiese hinter dem Schulhaus Stachen.
Der erste Schritt, um dem Platzmangel entgegenzuwirken, ist das entstehende Provisorium auf der Wiese hinter dem Schulhaus Stachen.
© Laura Gansner

In diesem wird argumentiert, dass nicht nur die Primarschulgemeinde (PSG) Stachen, sondern auch die PSG Arbon aufgrund steigender Schülerzahlen auf mehr Raum angewiesen sei. Deshalb «ist der Sportplatz Stachen nicht der PSG Stachen zu überlassen.» Stattdessen solle die Parzelle einer Körperschaft veräussert werden, welche eine Nutzung «für alle Primarschülerinnen und -schüler des nahen Gebietes von Stachen und Arbon ermöglicht».

Eine nicht ganz freiwillige Fusion

Im Postulat wird nicht um den heissen Brei herum geredet: am einfachsten sei dies mit einer Fusion der beiden Primarschulgemeinden zu erreichen. Damit könne nicht nur der «Kleingeist vergangener Zeiten überwunden», sondern auch das Turnhallen-Problem behoben werden. Während nämlich die PSG Stachen bisher keine eigene Turnhalle besitzt, seien diese in Arbon bereits jetzt Mangelware. Der Neubau einer Turnhalle auf dem Sportplatz Stachen im Zuge der Schulraumvergrösserung sei nicht nur wünschenswert, sondern mit einer fusionierten PSG Stachen-Arbon «sowohl räumlich als auch finanziell zu stemmen».

Resultat des Postulats noch offen

Am Ende des Postulats laden die Unterzeichnenden den Stadtrat dazu ein, einen Bericht über die «Zweckmässigkeit und Angemessenheit» des Überlassens der Parzelle auf dem Sportplatz Stachen an die PSG Stachen oder eine andere Körperschaft auszuarbeiten. Der Stadtrat wird voraussichtlich in der Parlamentssitzung im März Stellung zum Postulat nehmen. Ob ein Bericht tatsächlich erarbeitet werden muss, hängt schlussendlich davon ab, ob das Parlament das Postulat dem Stadtrat übergibt oder nicht.

Uneinigkeit in den Fraktionen

Innerhalb der Fraktionen des Parlaments herrscht keine Einigkeit über die Forderungen des Postulats, wie drei der vier Fraktionspräsidenten berichten. Man sei sich zwar einig, dass mehr Schulraum zur Verfügung gestellt werden müsse, kommentiert Migga Hug, Fraktionspräsident Die Mitte/EVP und einer der Erstunterzeichner: «Aber ob es der richtige Weg ist, den Stachener kein Land zu geben, ist in unserer Fraktion diskutiert worden.» Cyrill Stadler, Fraktionspräsident FDP/XMV erklärt, dass man in der Fraktion das Postulat nicht einheitlich befürwortet: «Die Mehrheit der Fraktion war der Ansicht, es brauche für die Weiterentwicklung der Schulgemeinden nicht noch Druck von der Stadt.» Ganz ähnlich argumentiert Daniel Bachofen, Fraktionspräsident SP/Grüne. In dieser Fraktion gab es zwar eine knappe Mehrheit von Mitunterzeichnenden. Er selbst gehöre jedoch nicht dazu, «weil ich finde, die Zusammenlegung der PSG sollte auf einer gemeinsamen Basis und nicht unter Druck geschehen». Pascal Ackermann, Fraktionspräsident SVP, kommentiert, dass das Postulat zwar in der Fraktion diskutiert, jedoch noch keine offizielle Parole dazu gefasst wurde. Und was meint die PSG Stachen selbst? «Aktuell gibt es von unserer Seite noch keine Stellungsnahme dazu», gibt Jürgen Schwarzbek, Präsident der Schulbehörde Stachen, Auskunft. Man sei jedoch mit den beteiligten Parteien im Austausch.

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