Stadtrat verliert Eichbaum
Kim Berenice GeserErst vor drei Jahren zugezogen, schaffte Sandra Eichbaum letztes Jahr direkt den Einzug in die Arboner Exekutive. Nun wirft sie den Bettel bereits wieder hin. Wie sie am späten Montagabend in einer Mitteilung schreibt, habe sie sich nach reiflicher Überlegung zum Rücktritt von ihrem Stadtratsmandat als Ressortverantwortliche Soziales/Gesellschaft entschieden. Dass dieser Schritt nur ein Jahr nach Amtsantritt erfolgt, wirft die Frage auf: Hat Sandra Eichbaum das Amt und seine Anforderungen unterschätzt? Nein, gibt sie auf Anfrage zur Antwort. Aufgrund ihrer bisherigen Berufserfahrung, unter anderem als Gemeindeschreiberin, habe sie gewusst, worauf sie sich einlasse.
Keine Affekthandlung
«Es ist eine wunderbare Aufgabe», so Eichbaum. Die Themen in ihrem Ressort seien «extrem spannend» und die strategischen Fragestellungen hätten sie schon immer besonders interessiert. «In meinem Ressort kann ich mich sehr gut einbringen und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden bereitet mir grosse Freude.» Allen voran lobt sie die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Abteilungsleiter Soziales/Gesellschaft, Reto Stacher. Dieser packe mit viel Einsatz und grosser Loyalität gegenüber der Stadt an. «Wir pflegen einen Austausch auf Augenhöhe, mein kritisches Mitdenken wird geschätzt und er geniesst mein vollumfängliches Vertrauen.» Gleiches gälte für die weiteren Mitarbeitenden in ihrem Ressort. Der Stein des Anstosses liegt also nicht in der stadträtlichen Aufgabe sondern am Gremium. Eichbaum schreibt in ihrer Medienmitteilung: «Leider bestehen innerhalb des Stadtrats unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Zusammenarbeit in einer Kollegialbehörde, der Rolle einer Stadträtin/ eines Stadtrats und der Kompetenzen der Verwaltung.» Wo und mit wem diese Vorstellungen konkret auseinandergehen, dazu will sich Eichbaum nicht äussern und beruft sich auf das Amtsgeheimnis.
«Ich habe den Stadtrat klar und transparent über meine Rücktrittsgründe informiert», sagt Eichbaum auf Anfrage. Dort seien diese auch am richtigen Ort platziert. Ihrem Entscheid liege keine Affekthandlung zugrunde, führt sie aus. Es habe im Vorfeld Gespräche zur Lösungsfindung gegeben. Da jedoch keine ausreichende Optimierung erzielt werden konnte, habe sie sich zum Rücktritt entschieden. Sie will ihr Amt allerdings weiterführen, bis eine Nachfolge gewählt ist und eine saubere Übergabe stattgefunden hat. «Ich habe ein super Ressort und bin es meinen Mitarbeitenden schuldig, dass es reibungslos weitergeht», schliesst Eichbaum. Die Wahlen werden wohl frühestens Ende September stattfinden.
Ein herber Verlust für XMV
Seitens des übrigen Stadtrates zeigt man sich überrascht über den Rücktritt und bedauert den Entscheid. Zu den konkreten Gründen will auch hier niemand Stellung nehmen. Stadtpräsident René Walther bestätigt, dass Bemühungen stattgefunden hätten, um eine Einigung zu finden. Was als Unstimmigkeit wahrgenommen werde, sei jedoch relativ. «Solche Sachen passieren eben.» Man bleibe bis zum Ende der Amtsdauer von Sandra Eichbaum jedoch in gutem Austausch. Auch für die Fraktionen im Arboner Stadtparlament kommt der Rücktritt unerwartet. Parteiübergreifend wird Bedauern geäussert, aber auch Unmut darüber, dass Eichbaums Entscheid nur ein Jahr nach der Wahl erfolgt. Von Unstimmigkeiten im Stadtrat will niemand gewusst haben. Einzig Pesche Künzi von der politischen Gruppierung XMV, für die Eichbaum im Stadtrat sitzt, bestätigt, dass die Differenzen im Stadtrat in der XMV schon seit längerem Thema waren. Man habe diverse Lösungen geprüft, wie das Beenden der Legislatur für Eichbaum tragbar gewesen wäre. Das diese nicht gefruchtet hätten, sei bedauerlich. Die XMV stehe jedoch geschlossen hinter Eichbaums Entscheid. Künzi findet klare Worte: «Wäre ich in ihrer Situation gewesen, ich hätte auch diese Konsequenzen gezogen.» Für die XMV sei es dennoch ein herber Schlag, verliert sie doch ihren Sitz im Stadtrat und ein Kandidat oder eine Kandidatin für die Nachfolge sei nicht in Sicht. Dafür wittert die SVP die Chance, ihren verlorenen Stadtratssitz zurückzuerobern. Wie Fraktionspräsident Ueli Nägeli auf Anfrage mitteilt, wäre «eventuell ein valabler Kandidat vorhanden». Die übrigen Parteien wollen sich hierzu noch nicht konkreter äussern.