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Zwei mit denselben Werten

Das Kinderhaus Arbon braucht eine neue Trägerschaft. Hierfür will die als Verein geführte Institution künftig mit der Bürgergemeinde Arbon zusammenspannen, wo man mit dem Ansinnen offene Türen einrennt. 

Kim Berenice Geser

«Wir sind nicht in einer dringenden Notlage und suchen auch nicht nach einem Retter», betont Elisabeth Dorizzi gleich zu Beginn des Gespräches. Die ehemalige Schulleiterin des Schulhauses Seegarten amtet heute als Präsidentin des Vereins Kinderhaus Arbon. Dass man den Schulterschluss mit der Bürgergemeinde anstrebe, gründe in einer vorausschauenden Planung, die den Betrieb der Arboner Kindertagesstätte auf weite Jahre hinaus sicherstellen wolle. Denn mit den aktuellen Strukturen sei dies auf Dauer nicht mehr möglich. «Der Vorstand hat an unserer letztjährigen Mitgliederversammlung den Auftrag gefasst, die Organisation des Kinderhauses zu evaluieren», erläutert Dorizzi. Dem sei man nachgekommen und habe mit einer externen Fachperson die bestehenden Betriebs- und Vereinsstrukturen geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass die operative Ebene, sprich das Alltagsgeschäft gut aufgestellt sei. «Wir geniessen fachlich ein hohes Ansehen, auch im Kanton», betont Dorizzi. Probleme ergeben sich allerdings auf strategischer Ebene. 

Verein ist nicht mehr zeitgemäss

Das Kinderhaus wird seit seiner Gründung vor 100 Jahren als Verein geführt. «Wie die Evaluation ergeben hat, ist diese Struktur aber längerfristig nicht mehr tragend», so die Präsidentin. Dazu beigetragen haben mehrere Faktoren: Die bürokratischen Anforderungen sind gestiegen, so zuletzt mit der Einführung der Betreuungsgutschriften in der Stadt Arbon. Dann haben sich im Laufe der letzten Jahre wichtige tragende Partner aus dem Vorstand zurückgezogen, darunter die Stadt, die Arbeitgebervereinigung Region Arbon sowie der STV.

Die Neustrukturierung im Kinderhaus Arbon soll sowohl für Eltern und Kinder als auch für die Belegschaft reibungslos vonstattengehen, so die Beteiligten.
Die Neustrukturierung im Kinderhaus Arbon soll sowohl für Eltern und Kinder als auch für die Belegschaft reibungslos vonstattengehen, so die Beteiligten.
© Kim Berenice Geser

Und zu guter Letzt kämpft der Verein, wie so viele andere, im Milizsystem betriebenen Institutionen auch, mit dem Mangel an Freiwilligen, die sich im Vorstand engagieren wollen. Dorizzi nennt ihren Posten als Beispiel: «Ich habe im letzten Jahr meinen Rücktritt auf diesen Sommer angekündigt und bis heute hat sich keine Nachfolge gefunden.» Im Rahmen der betrieblichen Evaluation wurden deshalb auch drei neue strategische Ausrichtungen geprüft: die Anpassung der Geschäftsprozesse, die Übernahme durch einen Dienstleister im Kita-Bereich wie dem «Fiorino» oder eine neue Trägerschaft als Partner. Der Vorstand entschied sich für letzteres und seine erste Wahl fiel auf die Bürgergemeinde Arbon. Dort wurde man mit offenen Armen empfangen. 

Sicherheit für Personal und Eltern

«Wir streben selbst seit mehreren Jahren die Schaffung eines Kita-Angebots an», sagt Domenic Näf, Präsident der Bürgergemeinde auf Anfrage. Mit der Stiftung Seevida betreibe man bereits ein Angebot für die ältere Bevölkerung und mit den Stipendien unterstützte man junge Mitglieder der Bürgergemeinde. «Aber um uns längerfristig auch zu verjüngen fehlt uns bisher ein Angebot für Familien und Kinder.» Ursprünglich wollte man ein solches in der Liegenschaft des ehemaligen Restaurants Bellevue an der Römerstrasse realisieren, welche die Stiftung Seevida vor zwei Jahren kaufte. In einem generationenübergreifenden Projekt hätten dort Alterswohnungen und eine Kita entstehen sollen. «Doch wie sich herausstellte, wäre dieses kombinierte Konzept finanziell nicht umsetzbar gewesen», so Näf. Das geplante Neubauprojekt Haus Elma besteht deshalb heute ausschliesslich aus Alterswohnungen, 14 an der Zahl. Das Baugesuch will die Stiftung Seevida demnächst bei der Stadt einreichen. Mit dem eigenen Kita-Projekt vorerst auf Eis gelegt, war man umso erfreuter, als die Verantwortlichen des Kinderhauses auf die Bürgergemeinde zukamen. «Das ist eine ideale Partnerschaft, in der Synergien optimal genutzt werden können», sagt Näf. Das bestätigt auch Elisabeth Dorizzi: «Uns war es wichtig, eine Institution zu finden, die wie das Kinderhaus auch, seit vielen Jahren in Arbon verankert und finanziell stabil ist sowie unsere Werte teilt.» Denn das oberste Ziel sei es, die gewachsene Betriebsstruktur und -qualität zu erhalten. Näf bestätigt: «Weder für die Mitarbeitenden noch für die Eltern und Familien sollen der Wechsel zu einer neuen Trägerschaft negative Auswirkungen haben.» Geplant ist nun, dass der Verein Ende 2025 aufgelöst und an seiner statt per 1. Januar 2026 die Stiftung Kinderhaus Arbon unter dem Dach der Bürgergemeinde gegründet wird. Damit dies möglich wird, braucht es allerdings die Zustimmung der Mitglieder beider Seiten. Die Abstimmungen hierzu finden in beiden Organisationen nächste Woche statt. Dorizzi zeigt sich optimistisch: «Die Partnerschaft mit der Bürgergemeinde ist eine sehr gute Lösung, die den Fortbestand des Kinderhauses langfristig gewährleistet und so Eltern wie Arbeitnehmenden Sicherheit gewährt.»

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