Ein Wettlauf gegen die Zeit
Kim Berenice Geser25 Jahre hat sie auf dem Buckel, die Abfüllanlage mit der die Mosterei Möhl derzeit all ihre Glasflaschen-Produkte abfüllt. Anders als der Mensch steht die Maschine damit nicht in der Blüte ihres Lebens, sondern an deren Ende. «Die Maschine muss ersetzt werden», erklärt Lukas Möhl, der im Familienunternehmen in fünfter Generation für die Betriebstechnik zuständig ist. Und das schnellstmöglich. Er informiert zusammen mit Georges Möhl, Stadtrat René Walther und den Planern diese Woche über das Projekt. Bereits heute seien für die alte Abfüllanlage bestimmte Ersatzteile nicht mehr erhältlich, erklärt er. Zudem stosse sie – wie auch das Lager – je länger je mehr an ihre Kapazitätsgrenzen. Kein Wunder: Auf derselben Anlage, auf der vor 20 Jahren noch vier bis fünf Produkte abgefüllt wurden, läuft heute ein Vielfaches an Produkten durch. Zu Spitzenzeiten im Sommer hat dies lange Schichten und Samstagseinsätze zur Folge, um der Nachfrage gerecht werden zu können. Mit der neuen Anlage kann die Kapazität um 50 Prozent von 10 000 Bügelflaschen pro Stunde auf 15 000 gesteigert werden. Gleichzeitig können Produktionsabläufe automatisiert und der Marktnachfrage nach verschiedenen Gebinden und Verpackungen entsprochen werden.
Alles hängt an der Ortsplanrevision
Doch eine neue Anlage zu bestellen und die alte zu ersetzen sind in diesem Fall nicht einfach so möglich. Dafür sind zwei wesentliche Faktoren verantwortlich: Erstens ist die jetzige Halle für die neue Anlage zu klein und zweitens muss unter laufendem Betrieb umgestellt werden können. Folglich erfordert eine neue Abfüllanlage auch den Bau eines neuen Gebäudes.

Geplant sind drei Bauetappen. Die erste, der Neubau der Verladehalle, ist bereits in vollem Gange. Für die zweite Bauetappe, den Abbruch des Anbaus am Einfamilienhaus im Niederfeld 8, lag bis vor kurzem das Baugesuch auf. Das Baugesuch der dritten Etappe, dem Neubau der Glas-Abfüllerei, soll demnächst eingereicht werden. Und ab hier wird es knifflig. Denn damit dieses Gesuch dereinst überhaupt bewilligt werden kann, muss vorab noch mehr als eine bürokratische Hürde genommen werden. So basiert der Neubau der Abfüllanlage unter anderem auf dem neuen Zonenplan, der erst mit der Inkraftsetzung der Ortsplanungsrevision (OPR) Rechtsgültigkeit erlangt. Die OPR wurde zwar vor knapp zwei Jahren vom Stimmvolk genehmigt, die Bewilligung durch den Kanton steht indes immer noch aus. Stadtpräsident René Walther hofft, dass sie im Sommer oder Herbst endlich erteilt werden soll.
Mitwirkung am Gestaltungsplan läuft
Eine weitere Hürde ist der Gestaltungsplan (GP). Ein solcher existiert zwar, allerdings aus dem Jahr 1988. Wie diverse andere Gestaltungspläne auf dem Stadtgebiet Arbons müsste auch dieser aktuell an das neue gültige Recht angepasst oder ersetzt werden. Im Austausch mit der Stadt hat man sich bei Möhl für letzteres entschieden und einen neuen GP ausarbeiten lassen. Dieser befindet sich aktuell zur Vorprüfung beim Kanton Thurgau. Parallel dazu läuft seit dieser Woche und noch bis und mit 31. März die öffentliche Mitwirkung. Anschliessend wird der GP bereinigt und öffentlich aufgelegt bevor er zur Genehmigung an den Kanton geht. Und hier kommt bereits die nächste Krux ins Spiel: Damit besagter Gestaltungsplan bewilligt werden kann, muss auch hier vorab die Ortsplanrevision in Kraft gesetzt werden, da auch er auf den neuen Rechtsgrundlagen basiert.
Lieferfrist beträgt zwei Jahre
Lukas und Georges Möhl bleibt also nur zu hoffen, dass die bürokratischen Mühlen für einmal zügig mahlen. Und währenddessen alle bereits möglichen Vorarbeiten zu leisten. Weshalb auch das Baugesuch parallel zum Gestaltungsplan eingereicht wird und die Abfüllanlage schon konzipiert ist – der Hersteller wartet nur noch auf das Go. Angesichts der Lieferfrist von zwei Jahren ein unabdingbares Vorgehen. Bestellt wird allerdings erst, wenn alle Signale auf Grün stehen, denn allein die Anlage schlägt mit rund 14 Mio. Franken zu Buche, das Bauprojekt noch einmal mit 10 Mio. Franken. Eine Investition, die für Möhls jedoch eine Frage der Existenz ist. «Wir investieren hier in die Zukunft unserer Marke, unserer Mitarbeiter, unseres Standorts», fasst Lukas Möhl zusammen. Läuft alles nach Plan, soll die neue Anlage 2028 in Betrieb genommen werden.