Podium ohne Pulverfass
Kim Berenice GeserDas erste heftige Gewitter der Saison zog über die Region, als am Mittwochabend die Besuchenden zahlreich aus dem Regen in die Mehrzweckhalle in Freidorf strömten. Von Jung bis Alt wollten sie wissen, wie sich die vier Kandidaten für das Gemeindepräsidium live im Podiumsgespräch meistern. So viel vorweg: Wer auf einen Schlagabtausch hoffte, wurde enttäuscht. Stattdessen erwartete die Zuhörenden ein gesittetes Podium, an dem sich die Kandidaten mit Respekt begegneten und statt auf Polemik auf Sachlichkeit setzten. Durch den Abend führte die ehemalige Thurgauer Regierungsrätin Cornelia Komposch zielgerichtet und mit einer Prise Humor.
Mit politischem Fingerspitzengefühl
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde fühlte sie den Kandidaten auf den Zahn. «Bringen Sie Innovation auf die Gemeinde, oder verwalten Sie nur?», wollte sie vom 31-jährigen Kevin Länzlinger wissen, der seit seiner Lehrzeit auf der Verwaltung tätig ist. Die Antwort: «Ich bin Gestalter und verspreche frischen Wind.» Sein Studium in Recht und Management würde er auch aussetzen, liesse es sich zeitlich nicht mit dem Amt vereinbaren. Heiner Studer-Schmid bezeugte indes, dass er sich auch mit knapp 68 Jahren noch fit fürs Amt fühle und als ehemaliger Gemeindepräsident überdies auch genau wisse, was ihn in selbigem erwarte. «Ich will mein Wissen einbringen», so seine Motivation. Der polit-unerfahrene Andreas Albrecht gab an, die Vätterliwirtschaft auf der Bauverwaltung beenden zu wollen. Überdies lies der 48-jährige ehemalige CEO von V-Zug die Versammlung auch gleich wissen, dass für ihn nur ein 100 Prozent-Pensum in Frage kommt: «Wenn ihr mich bekommt, bekommt ihr mich 100 Prozent oder gar nicht.» Dasselbe Pensum strebt auch Länzlinger an. Heiner Studer-Schmid und Jürg Lengweiler setzen auf 60 Prozent. Letzterer sorgte an diesem Abend für mehr als einen Lacher, unter anderem mit seiner provokanten Antwort auf die Frage, nach dem Fingerspitzengefühl in der Politik, die er erst mit der Gegenfrage konterte, ob es sich dabei ums Lügen lernen handle. Danach ergänzte er: «Nicht in Sturheit ausarten, sondern alle Meinungen einbinden.»
Zuhören ist eine Superkraft
Ein offenes Ohr versprachen alle vier Kandidaten wiederholt; sei es für die Anliegen der Waldkorporation, der Gemeindeangestellten oder der Roggwiler Bevölkerung. Auch den sanierungsbedürftigen Liegenschaften, die an jeder Gemeindeversammlung aufs Tapet gebracht werden, will man sich annehmen. Sie teilen die Sorge um den Klimawandel, sind gegen die Tempo 30 Bestrebungen des Kantons und für einen engen Austausch mit den Nachbargemeinden. Sogar beim Hausbier ist man sich fast einig: Bis auf den Zuzüger Studer-Schmid ist das für alle natürlich das «Huus Braui»-Bier. Zum Schluss wollte Stefan Fecker, Leiter der Roggwiler Finanzverwaltung, wissen, was sich für die Gemeindeangestellten am ersten Arbeitstag des neuen Gemeindepräsidenten ändern werde. Denn: «Wir haben etwas Bammel, was beim Wechsel auf uns zukommt.» Nichts, versichern, Länzlinger und Studer-Schmid, die stattdessen versprechen, sich voll und ganz für die Gemeinde einzusetzen. Lengweiler garantiert, in diesem Job aufzugehen, wie eine Brausetablette und Albrecht will die Gemeindeangestellten vom ersten Tag an wertschätzen.
Der grosse Kandidaten-Check
Die ausführlichen Kandidaten-Interviews in der «felix.»-Ausgabe von letzter Woche gibt es hier zum Nachlesen.