Zeit für frischen Wind
Kim Berenice GeserKriselt es in der FDP Arbon? Diese Frage kann sich durchaus stellen, wer an den letzten Parlamentssitzungen zugegen war. Der Umgangston unter deren Mitgliedern ist bisweilen wenig kollegial und die Voten lassen darauf schliessen, dass die Kommunikation auch hinter den Kulissen nicht reibungslos abläuft. Vor allem das Verhältnis von Cyrill Stadler und Silke Sutter Heer zu Riquet Heller scheint angespannt. Was angesichts seines Schulterschlusses mit der SVP im Kampf gegen die neue Gemeindeordnung nicht überrascht. Ein Geschäft, dessen Vorberatende Kommission notabene Parteikollegin Sutter Heer präsidierte. Und auch beim Kauf der Strausswiese stellt sich Heller gegen die Parteilinie und lehnt diesen als einer von nur zwei Parlamentariern ab. Hängt also bei der FDP der Haussegen schief und haben der Fraktionspräsident und seine Vize deshalb die Nase voll? «Gar nicht», sagt Cyrill Stadler. «Wir sind eine liberale Partei, hier darf jeder seine Meinung haben.» Der Doppelrücktritt habe mit den jüngsten Querelen nichts zu tun.
Neue Kräfte sollen her
Stattdessen sagen beide aus, noch immer grosse Freude an ihrem parlamentarischen Wirken zu haben. «Wir wollen gehen, solange es uns noch Spass macht und das tut es», sagt Sutter Heer. Parteiintern haben die beiden den Rücktritt bereits vor einem Jahr angekündigt, wollten allerdings vorab ihre letzten wichtigen Geschäfte abschliessen, die sie präsidierten. Bei Sutter Heer war dies wie erwähnt die Totalrevision der Gemeindeordnung, bei Stadler das Hafenreglement. «Silke sitzt seit 22 Jahren im Parlament, ich seit 13, jetzt ist Zeit für frischen Wind.» Sutter Heer ergänzt: «Wir haben eine gute Liste mit vielen jungen, engagierten Personen. Sie sollen nun die Chance haben, sich noch in der laufenden Legislatur zu beweisen.» Wer dies sein wird, befindet sich aktuell noch in der Abklärung. Für die FDP sind es der zweite und dritte Wechsel im Parlament während der laufenden Legislatur. Immerhin verfügt die Partei noch über sechs mögliche Kandidierende auf ihrer Liste, die nachrücken könnten. Das können nicht mehr alle Parteien von sich behaupten, denn: Insgesamt bringt es das Parlament mit den zwei neusten Rücktritten auf ganze zwölf Wechsel seit der Gesamterneuerungswahl 2023, was knapp 50 Prozent der Mitglieder entspricht. Bei der SP erschöpfte sich in der Folge nach vier Rücktritten die Liste möglicher Nachfolger. Dies hatte zur Konsequenz, dass mit Elia Eccher ein Kandidat nachrückte, der nicht auf der ursprünglichen Wahlliste aufgeführt gewesen war.
Ein Abgang ohne Verabschiedung
Zu Wechseln wird es nun auch in der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission kommen, der beide FDP-Mitglieder angehören und die Stadler seit fünf Jahren auch präsidiert. Er wird Mitte April noch seine letzte Sitzung leiten und verspricht, für seine Nachfolge auch später zur Einarbeitung zur Verfügung zu stehen. Zu einer offiziellen Verabschiedung der beiden langjährigen Legislativmitgliedern kommt es übrigens nicht, da im April keine Parlamentssitzung stattfindet. «Wir haben uns einen stillen Abgang gewünscht», sagt Stadler und seine Parteikollegin fügt an: «Wir gehen erfüllt und dankbar aus dieser Aufgabe heraus.»