Zimmermann schwamm nicht mit dem Strom
Kim Berenice GeserJörg Zimmermann, Sie sind buchstäblich das fünfte Rad am Wagen. Mit nur 36 Stimmen Rückstand auf Sandra Eichbaum (XMV) sind Sie zwar gewählt, scheiden aber als Überzähliger aus. Wie fühlen Sie sich wenige Tage nach der Wahl?
Für mich ist die Situation nicht so schlimm, wie viele annehmen. Natürlich hat mich mein Ausscheiden überrascht. Aber die letzten vier Jahre waren für mich auch immer ein Spagat zwischen meinem Amt als Stadtrat und meinem Beruf als Geschäftsführer eines eigenen Unternehmens. Ich sehe das so: Ich habe mit diesem Ergebnis wieder mehr Zeit für mich, meine Frau und meine Firma gewonnen.
Welche Rolle spielte Ihr Wechsel von der XMV zur SVP für Ihr Ergebnis?
Vielleicht hat mich der Wechsel einige Stimmen gekostet. Für mich hat er sich aber gelohnt. Ich werde der Partei auch nach diesen Wahlen als Mitglied treu bleiben. Wie ich bereits früher gesagt habe, war mein Wechsel zur SVP persönlich motiviert, weil ich die Menschen in dieser Partei schätze.
Abgesehen von Ihrem Parteiwechsel: Was hat Sie noch Stimmen gekostet?
Dass ich keine Frau bin und manchmal auch anecke. Aber damit kann ich leben. Ich bin in dieses Amt gekommen, um etwas zu bewegen, nicht um mit dem Strom zu schwimmen. Und wir haben in meinem Ressort in den letzten vier Jahren viel erreicht. Im Hafen machen wir inzwischen jährlich 200 000 Franken mehr Gewinn als noch in der letzten Legislatur und der Campingplatz macht Rekordumsätze.
Ihr Ressort Freizeit/Sport/Liegenschaften verliert nun nicht nur den Abteilungsleiter, sondern auch den Vorsteher. Was unternehmen Sie, um einen Wissensverlust zu vermeiden?
Ich werde versuchen, meiner Nachfolge so viel als möglich auf den Weg zu geben und so gut wie möglich einzuarbeiten. Das wird keine leichte Aufgabe. Wir haben viele laufende Projekte und Pendenzen.
Wie wird Ihre politische Zukunft nun aussehen?
Ich will jetzt natürlich in den Nationalrat (lacht). Nein, im Ernst, ich habe mich kommunalpolitisch engagiert, weil ich in Arbon etwas bewirken wollte. Nun werde ich mich erst einmal wieder auf mein Geschäft fokussieren. Ob ich wieder politisch aktiv werde, wird sich zeigen.
Zum Schluss: Was ist Ihr Fazit dieser Gesamterneuerungswahlen?
Von den neuen Stadtratskandidaten sind mit Daniel Bachofen und Sandra Eichbaum die richtigen zwei gewählt worden. Und es freut mich natürlich, dass die SVP einen Sitz dazugewinnen konnte. Masslos enttäuscht bin ich jedoch von der tiefen Stimmbeteiligung. Unsere Demokratie ist ein Privileg. Dass dieses nicht genutzt wird, ist mir unverständlich.